Fähig, im Yoga ganz und gar aufzugehen: warum Yoga mit Kindern eine besondere Freude ist und was ihn vom Yoga für Erwachsene unterscheidet
Die verschiedenen körperlichen und geistigen Übungen des Yoga haben sich im Laufe von vielen Generationen entwickelt. Gurus und Meister haben sie weitergegeben und vervollkommnet. Yoga ist seit jeher gedacht für Menschen – klar. Lange Zeit bedeutete das jedoch, dass der Weg des Yoga erst begonnen werden konnte, wenn eine gewisse körperliche, vor allem aber geistige Reife den Übenden auszeichnete. So gibt es in den alten Schriften keine besonderen Erwähnungen eines Yoga für Kinder. Und auch in der zweiten Hälfte des gerade beendeten Jahrhunderts glaubten noch eine ganze Reihe von erwachsenen Yogalehrenden, dass der Übungsweg des Yoga, gleich welcher Tradition, wohl eher nicht für Kinder geeignet sei. Dabei verbinden alle yogischen Traditionen in einer idealen Form Übungen des Körpers mit denen des Geistes. In der Vielfalt der Kombinationen liegt denn auch der Schlüssel für die positiven Wirkungen, die den Yoga nachweislich auszeichnen. Dabei unterscheiden sich Menschen nicht aufgrund ihres Alters im Wunsch nach körperlicher und geistiger Schulung und Entwicklung. Und wenn, dann treffen wir die Unmotivierten eher bei den Erwachsenen. Kinder jedenfalls suchen stets die Herausforderung, sind neugierig und wollen Erfahrungen sammeln. Sie wollen lernen, herausgefordert werden und sich bewegen. Yoga bietet ihnen dafür – im Wortsinn – natürliche und einzigartige Möglichkeiten. Und mittlerweile zweifeln weder Ärzte noch Pädagogen, weder Yogalehrende noch therapeutisch Tätige daran, dass Kinder Yoga üben können.
Kinder-Yoga – Erwachsenen-Yoga
Die Übungen und deren Abfolge in den verschiedenen Traditionen des Yoga finden sich auch im Kinderyoga wieder. Es gibt nur ganz wenige kontra-indizierte Haltungen aufgrund der kindlichen Anatomie, so dass man verkürzt sagen kann: Anfänger-Programme für Erwachsene sind gleichfalls gut für Kinder geeignet. Lediglich die Übungen des Pranayama beschränken sich bis zum Beginn der Pubertät vorwiegend auf die Atemwahrnehmung. Eine Atemlenkung geschieht nur im Ansatz, um gegebenenfalls die Bauchatmung anzuregen. Hilfreich für Kinder ab dem Schulalter ist nadi shodana, die Nasen-Wechsel-Atmung, da sie bei Kindern die gleichen positiven Effekte hervorrufen kann wie bei Erwachsenen. Sitali, das »Zungenröllchen«, sollte schon mit ganz kleinen Kindern geübt werden, denn je früher Kinder die »gerollte Zunge« sehen und nachahmen können, um so leichter wird es ihnen später fallen. […]