Umweltzerstörung, Ausbeutung der Natur durch den Menschen, Naturkatastrophen: Die Kommunikation zwischen Mensch und Natur war noch nie so gestört wie heute. Unsere gegenwärtige Kultur hat das Wissen um die geistig seelischen Dimensionen der Pflanzen verloren. Doch Pflanzen sind mächtiger als wir glauben. Yoga Aktuell sprach mit dem bekannten Ethnobotaniker und Kulturanthropologen Dr. Wolf-Dieter Storl über machtvolle Pflanzendevas, schamanische Rituale und wie der Mensch mit den Pflanzen wieder in Kommunion treten und von ihnen lernen kann
Yoga Aktuell: Von vielen Menschen wird die Natur als Bedrohung angesehen. Dies hat sich in den letzten Jahren mit Aufkommen der Klimaveränderung noch verstärkt, aus der vermehrt Unwetter, Hurricans, Überschwemmungen etc. resultieren. Der Mensch fühlt sich insgesamt getrennt von der Natur. War das schon immer so?
Wolf-Dieter Storl: Heutzutage geht man ja immer mehr davon aus, wie gefährlich die Natur ist, und wir brauchen Kontrolle, weil sie so gefährlich ist. Dies zeigt sich auch in der Hysterie wegen der Vogelgrippe. Das ist absoluter Wahnsinn! Oder seit ein paar Jahren sehe ich hier die Jogger, die überhaupt keinen Bezug zur Natur mehr haben – Plastikklamotten an und MP3-Player im Ohr – und sie rennen und rennen. Sie rennen aus Angst, weil sie denken sie müssen gesund bleiben, sonst kriegen sie einen Herzinfarkt. Oder Leute, die spazieren gehen und überall wachsen schöne Erdbeeren und Himbeeren… und da habe ich tatsächlich gehört wie eine Mutter zu ihrem Kind sagt: „Nicht anfassen! Fuchsbandwurm!“. Wobei die Übertragung auf den Menschen noch nicht ein einziges Mal bewiesen worden ist.
Im Mittelalter wurde die Natur zumindest noch mit der Jungfrau Maria assoziiert, die Handmagd Gottes. Das war noch eine Art liebevolles Verhältnis. Dann aber im 16. Jahrhundert, zum Teil auch weil die Syphilis kam, wurde die Natur suspekt und dämonisch. Sie wurde gefährlich. Diese Angst vor der Natur hat man den Menschen eingeflößt. Dass die Natur unrein ist, unheimlich ist und dass es das einzige Heil ist, hinter den Mauern zu sein in der Kirche mit der wahren Botschaft.
Einen Gegensatz dazu bilden die „heidnischen“ Religionen, wo das Göttliche immanent ist. Dass die Natur Ausdruck des Göttlichen ist oder Verkörperung des Göttlichen, kennt man beispielsweise im Hinduismus noch immer. Ich kenne es auch von den Indianern. Sie sehen sich genauso als […]