Mark Whitwell, Yogalehrer mit weltweit hohem Bekanntheitsgrad, vermittelt die Message, dass jeder Mensch ein perfektes, vollkommen fähiges Wesen ist. Für YOGA AKTUELL brachte er auf den Punkt, warum Yoga keine Suche nach etwas ist
Mark Whitwell ist ein Charismatiker durch und durch, jedoch keiner, der damit kokettiert – jedenfalls nicht ohne Augenzwinkern. Seine spezielle Aura ist eine Mischung aus originellem, authentischem Wissen, spiritueller Weitsicht und einem äußerst erfrischenden Humor. Der in der Krishnamacharya-Tradition stehende Lehrer aus Neuseeland sprach mit YOGA AKTUELL auf der Yoga Conference Germany darüber, dass es nichts zu suchen oder zu erreichen gibt, weil alles einfach schon in uns liegt.
YOGA AKTUELL: Beginnen wir mit einem Satz, den Sie gestern im Unterricht sagten: „Hört auf zu suchen – fangt an zu leben!“ Dieser Satz ist in gewisser Weise charakteristisch für Ihren Yoga …
Mark Whitwell: Schon meine Lehrer waren grundlegend skeptisch gegenüber abstrakten oder religiösen Lehren, die die Menschen dazu veranlassen, nach anderen bzw. höheren Zuständen zu suchen oder irgendeiner Idee hinterherzurennen. Eine durch Sprache ausdrückbare Idee zu verfolgen, bringt eine Verstrickung in den mentalen Gefilden hervor und verstärkt die Abtrennung vom eigentlichen Leben. Als eine Art grundlegendes Vorwort zur ganzen Diskussion über Yoga kann man festhalten, dass es im Yoga eben nicht um eine solche Suche geht, sondern um Teilnahme am Leben, wie es ist. Damit meine ich eine Teilnahme an der essenziellen Realität, also dem, was das Herz zum Schlagen bringt, was den Atem bewegt und Sex initiiert, die fundamentale Natur, aus der wir alle hervorgegangen sind, die uns erhält und uns irgendwann wieder dahinraffen wird. All dies ist bereits in uns. Es ist schon gegeben. Die Geheimnisse des Universums liegen in unserer Wirbelsäule, in unserem Atem, in unserem Sex. Die Suche lässt die Vorstellung entstehen, dass sie nicht da wären und man sie z.B. erst in einem heiligen Text oder bei einem speziellen Lehrer finden müsste.
Manche Yogatexte werden ja fast wie Bibeln gehandhabt …
Ja, sie scheinen hier im Westen gerade die alte Doktrin zu ersetzen. Manche Leute vermarkten sie auch und kreieren wieder neue Systeme und Machtstrukturen. Es ist wichtig, dass ein Yogi vollständig frei von so etwas ist. Es gibt wirklich nichts zu erreichen. Yoga bedeutet, die bereits vorhandene Verbindung mit […]