Der Orthopäde und Wirbelsäulenspezialist Dr. med. Reinhard Schneiderhan ist Präsident der deutschen Wirbelsäulenliga e.V. In YOGA AKTUELL spricht er über die Risiken bei OPs, die Erfolge minimalinvasiver Therapien und über interdisziplinäre Behandlungsansätze
Zwei Drittel der Deutschen leiden entsprechend einer Langzeitstudie des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen (BKK) gelegentlich oder dauerhaft unter Rückenschmerzen. Bandscheibenvorfälle, Verschleiß der Wirbelgelenke, Verspannungen, Hexenschuss oder ein eingeklemmter Ischiasnerv gehören hier zu den häufigsten Diagnosen. Egal ob ein Patient unter akuten oder chronischen Beschwerden leidet: Der Wunsch nach schneller Erleichterung, dauerhafter Schmerzlinderung oder vollständiger Heilung ist immer dringlich! Was man als Betroffener tun kann, erklärt Dr. Reinhard Schneiderhan, Wirbelsäulenspezialist und Orthopäde in München.
YOGA AKTUELL: Wann hatten Sie das letzte Mal Rückenschmerzen?
Dr. Reinhard Schneiderhan: Gestern. Das liegt an einem degenerativen Thema und daran, dass ich mein Trainingsprogramm diese Woche nicht im gewohnten Rhythmus absolviert habe.
Das zeigt doch, dass nichts über eine regelmäßige Übungspraxis geht! Trotzdem: Wie oft kommen Menschen zu Ihnen, die aufgrund einer falschen Yogapraxis Probleme mit dem Rücken entwickelt haben?
Vereinzelt. Zumindest sind es nicht so viele, dass wir das Gefühl hätten, Yoga würde die Wirbelsäule belasten oder gar schädigen. Im Gegensatz etwa zum Golfspiel. Da sieht es schon ganz anders aus.
Das erstaunt mich, denn Golf wird immer als gesundheitsfördernd angepriesen. Welche Sportarten sind noch kontraproduktiv für einen gesunden Rücken?
Alle extrem rückenbelastenden Tätigkeiten, darunter sämtliche Rotationssportarten wie Tennis, Golf, Badminton oder Squash.
Wie entstehen Rückenschmerzen?
In der Regel durch zu wenig Bewegung, falsche Bewegung oder einseitige Bewegung. Außerdem durch natürlichen Verschleiß, der bereits im Alter von 20 Jahren beginnen kann und ganz unterschiedlich verläuft. Bei manchen Menschen verursacht er massive Beschwerden. Andere erleben einen moderaten Verschleiß und spüren davon wenig.
Wie kann ich Problemen mit dem Rücken vorbeugen?
Durch präventive Übungen, durch gezieltes Training und durch konstantes Training. Dieses sollte aber zumindest am Anfang unter Anleitung erfolgen. Es ist sinnvoll, sich Übungen zeigen zu lassen, die man später auch in Eigenregie durchführen kann. Wichtig ist, dass zuerst abgeklärt wird, ob Veränderungen an der Wirbelsäule vorliegen, und wenn ja, welche. Daraus können sich Bedenken gegenüber einzelnen Trainingsmaßnahmen ergeben. Wenn bei einem bestimmten Training, wie zum Beispiel im Fitness-Studio oder beim Yoga, Beschwerden auftreten, sollte man ebenfalls fachärztlich abklären lassen, wo mögliche Ursachen liegen können. […]