Mit einer Neuauflage ihres Regelwerks zur Zertifizierung von Yogalehrern und -studios reagiert die Yoga Alliance auf vermehrte Kritik. Nicht alle Ergänzungen versprechen jedoch
echten Wandel. Ein Blick auf die wichtigsten Änderungen und auf neuralgische Stellen.
Der Ablauf ist simpel: Erst kommt die Urkunde, dann die Registrierung bei der Yoga Alliance (AYA). Was für die Yogalehrerausbildung in den USA mindestens genauso zum Titel gehört wie die zitternde Stimme zur ersten eigenen Unterrichtsstunde, hat sich auch in Deutschland längst als Standard etabliert. Schließlich sollen sich die teuren Ausbildungskosten – zumeist mehrere tausend Euro oder Dollar – gelohnt haben. Auch die ausbildenden Schulen, in aller Regel selbst Mitglied, raten häufig zur Anmeldung und der damit verbundenen Gebühr von über 115 Dollar für Lehrer bzw. über 640 Dollar für Studios.
Nach den erreichten 200 Stunden Ausbildungszeit darf der begehrte Titel „RYT“ (Registered Yoga Teacher) getragen werden. Er findet sich als Gütesiegel auf der eigenen Website genauso wie in Kurzbeschreibungen für Gast-Workshops und Retreats oder in den Bewerbungsunterlagen, wenn man sich in einem etablierten Studio vorstellt. Erst wenn es um die Eröffnung einer eigenen Schule oder Ausbildungsstätte geht, kommt die Frage nach dem nächsten Schritt zur Professionalisierung, zertifiziert nach dem Maßstab derselben Organisation.
Die Yoga Alliance: größte Yoga-Organisation weltweit
Mit der Vision, einen landesweiten Unterrichtsstandard zu etablieren, schloss sich die Yoga Alliance bei einer Konferenz des Magazins Yoga Journal 1998 in San Francisco zusammen. Ihre Motivation war die Ausarbeitung von Mindestvorgaben für Lehrer und Schulen. Als Maßstab sollten Monatsaufenthalte gelten, wie sie bereits seit Jahrzehnten in Ashrams angeboten wurden. So entstand ein Jahr später unter der Leitung von zwölf etablierten Yogalehrern der 200-Stunden-Ausbildungsrahmen und wurde als Minimum festgelegt.
Was mit einer kleinen Gruppe von ambitionierten Yogis begann, hat sich zur größten Yoga-Organisation weltweit entwickelt: Die Zahl der lehrenden Mitglieder liegt bei 6200, die der Schulen bei 90.400. In den 1990er Jahren waren es noch einige hundert. Dieses exponenzielle Wachstum innerhalb von zwanzig Jahren ist einer der Kritikpunkte von Langzeit-Lehrerin Alexandria Crow, wie sie im Podcast Side Crow bei Andrew Gordon erklärt. Bei einem derart explosionsartigen Anstieg der Mitglieder sei ein ausreichend geschultes Profil der Einzelnen unmöglich, so Crow.
Sie vergleicht den Status Quo der Yogaschulen und -lehrer mit dem Wilden Westen. […]