Welche Arten von Kopfschmerzen es gibt, welche Rolle die Doshas dabei spielen, und wie man den Beschwerden entgegenwirken kann, beleuchtet dieser Beitrag.
Die Einheit von Körper, Psyche und Seele ist ein wichtiger Bestandteil des Ayurveda. Ayurveda denkt in Harmonie oder Balance. Wenn diese innere Harmonie des Menschen gestört wird, können Erkrankungen entstehen. Störungen gehen häufig von der Wechselbeziehung zwischen dem Menschen und seiner Umwelt aus. Unsere Nahrung, unsere sozialen Beziehungen, klimatische Einflüsse und unser Umgang mit der Zeit – all dies wirkt sich auf unsere innere Balance aus und kann uns gesund oder krank machen.
Nach Ayurveda steuern drei „Bio-Energien“ oder Wirkprinzipien unseren Organismus:
1 Vata, zuständig für alle Bewegungen
und Transportvorgänge,
2 Pitta, verantwortlich für alle
Umwandlungsvorgänge, und
3 Kapha, zuständig für den Aufbau und die Erhaltung des Körpers.
Jeder Mensch hat von Geburt an seine persönliche Verteilung dieser drei Bio-Energien. Solange diese im Gleichgewicht bleiben, alle Stoffwechselvorgänge regelgerecht sind und alle Gewebe des Körpers angemessen ernährt werden können, ist der Mensch gesund. Wenn sich das Gleichgewicht von Vata, Pitta und Kapha jedoch über einen langen Zeitraum verschiebt, entstehen Beschwerden und Krankheiten.
Der ayurvedische Arzt ist dann bemüht, das Gleichgewicht wiederherzustellen. Er verwendet dazu verschiedene Therapieformen.
Zwei Arten von Kopfschmerz
Kopfschmerzen sind eher ein Symptom als eine Krankheit. Sie können sehr unterschiedliche Ursachen haben und sind ein äußerst komplexes Phänomen. Ayurveda beschäftigt sich sehr intensiv mit den Faktoren, die Kopfschmerzen verursachen, und den verschiedenen Arten ihrer Manifestation.
Kopfschmerzen sind eher ein Symptom als eine Krankheit. Sie können sehr unterschiedliche Ursachen haben und sind ein äußerst komplexes Phänomen.
Akute oder temporäre Kopfschmerzen
können durch Probleme mit Ohren oder Augen verursacht werden, durch Schlaflosigkeit, durch Probleme mit den Nebenhöhlen, Bluthochdruck, Stress,
gar durch einen Gehirntumor, durch Überbelastungen, körperlich wie geistig, durch Nahrungsmittelallergien, Übersäuerung, Verdauungsprobleme wie Blähungen oder Verstopfung, durch Kälte, zu viel Sonne, Spannungen im Hals- oder Schulterbereich, langes Arbeiten in einer falschen Haltung oder falsche Kopfkissen.
Chronische Kopfschmerzen
werden in der Regel von einer Vielfalt verschiedener Ungleichgewichte hervorgerufen. Eine zentrale Rolle spielen dabei eben die so genannten Bio-Energien Vata, Pitta und Kapha.
Kopfschmerzen doshagerecht behandeln
1. Vata-Typ-Kopfschmerzen
Krankheitsbild: Die Kopfschmerzen treten am Hinterkopf auf und strahlen bis nach vorn oder seitlich am Kopf aus. Typische Vata-Kopfschmerzen äußern sich als pochender, pulsierender und wandernder Schmerz. Sie werden stärker durch Bewegung und gelindert durch Ausruhen. Vata-Kopfschmerzen gehen meist mit Verspannungen der Nacken- und Schultermuskulatur, steifem Rücken, Verstopfung und Schlafstörungen, Schwindelgefühl oder trockenen Augen einher.
Ursachen: Ängste, Stress, Nervosität, Verstopfung, toxische Ablagerungen im Dickdarm oder zu starke körperliche Aktivität. Vata im Körper ist erhöht und nicht in der Balance; erhöhtes Vata kann in Knochen, Muskeln oder ins Nervensystem eindringen und Kopfschmerzen verursachen. |
Behandlungen:
- viel und warm trinken – Vata verursacht Trockenheit
- wärmend wirkende und das Verdauungsfeuer stärkende Tees wie Vata-Tee, Ingwer-, Zimt- und (für Frauen) Shatavari-Tee
- 1 TL Triphala mit einem halben Glas warmer Milch oder warmem Wasser abends nach dem Essen zu sich nehmen
- vata-ausgleichende Kräuter und Nahrung
Ernährung:
- regelmäßig, warm, befeuchtend, nahrhaft und reichlich
- süß, sauer, salzig
- viel warm trinken, z.B. heiße Milch, Gemüsesaft, frische Fruchtsäfte, Kräutertees
- ideal ist gekochte oder gedünstete, vegetarische Kost
- vermeiden: kalte Speisen und Rohkost, scharfe, bittere, herbe und trockene Speisen sowie stimulierende Getränke wie Kaffee und Alkohol
Weitere mögliche, intensivere Behandlungen:
Basti: Eine Entgiftung des Dickdarms durch einen Einlauf mit Öl (Sesamöl, Rizinusöl, medizinische Ayurveda-Öle wie Dhanvantara– oder Kshirabala-Basti-Öl) oder Kräutertees wie Dashamula oder Triphala beruhigen Vata.
Massage mit warmem Öl an Hals- und Schultermuskulatur
Nasya: Eine Nasenbehandlung mit Anuthaila – einem ayurvedischen Öl auf Sesamölbasis – nimmt die Blockade weg, beruhigt das Nervensystem, und der Kopf fühlt sich leichter an.
Eine wärmende Paste mit Muskatnuss oder Zimt kann auch aufgetragen werden.
Shirodhara: Ein Stirnguss (Shirodhara) ist auf alle Fälle empfehlenswert.
2. Pitta-Typ-Kopfschmerzen
Krankheitsbild: Stechender, brennender oder durchdringender Schmerz; beginnend im Schläfenbereich und von dort auf den zentralen Teil des Kopfes übergreifend; meist hinter den Augen lokalisiert. Oft verbunden mit Übelkeit, Brennen in den Augen, schneller Reizbarkeit, Nasenblutungen und Benommenheitsgefühl. Die Schmerzen sind schlimmer mittags, im Sommer und im Herbst.
Ursachen: Übersäuerung des Magens, hohe Azidität des Speichels und des Magens, Überhitzung, zu viel pitta-stärkende Nahrungsmittel wie Gegorenes, Saures oder Scharfes. Die Schmerzen werden verschlimmert durch heiße Sonne und hohe Temperaturen, helles Licht, Lärm, saures Essen wie saure Früchte, eingelegte Speisen, Pickles oder stark gewürzte Speisen. |
Behandlungen:
- Kopfbedeckung gegen Sonne
- Manchmal hilft auch Süßes …
- Nahrungsmittel oder Kräuter gegen Übersäuerung, wie z.B. Aloe vera
- kühlend wirkende Tees, z.B. aus Koriander, Fenchel, Guduchi oder Sandelholz
- kühlend wirkende Pasten, z.B. mit Sandelholz oder Aloe vera
- Nasya mit Ghi – Kshirabala (101)1, Brahmi-Ghi
- Massagen (Kopf-, Schulter- Nacken-, oder Ganzkörpermassage)
- Shirodhara
- pitta-ausgleichende Ernährung
Ernährung:
- süß, befeuchtend, kühlend, bitter, herb und nahrhaft
- Wasser, Milch, süße Fruchtsäfte, Malzgetränke, süße oder bittere Kräutertees
- vermeiden: fettige und in Öl gebratene Speisen, schwarzen Kaffee und Alkohol, saure, salzige, scharfe Nahrung und alle säurebildenden Speisen
3. Kapha-Typ-Kopfschmerzen
Krankheitsbild: Der Kopf fühlt sich schwer an; Tränen, Nasenpolypen. Es ist eine dumpfe Art von Schmerzen, beginnend im oberen Stirnbereich und sich manchmal bis zu den Nebenhöhlen ausbreitend. Kapha-Kopfschmerzen treten häufiger bei kaltem Wetter, im Winter oder im Frühjahr auf; sie beginnen meist am Morgen oder Abend, nach dem Essen. Die Schmerzen werden schlimmer beim Vornüberbeugen. Kinder haben meistens Kapha-Kopfschmerzen.
Ursachen: Kapha-Kopfschmerzen werden häufig durch Verstopfung der Nebenhöhlen und der Nase verursacht, sie treten oft verbunden mit Erkältung oder Husten, Heuschnupfen oder Allergien auf. Ursache kann auch kapha-verstärkende Nahrung sein: kalt, schwer und schleimig. Wird Kapha im Magen vermehrt, und gelangt es von dort in die allgemeine Zirkulation, kann es sich in den Nebenhöhlen ablagern und so Kopfschmerzen erzeugen. |
Behandlungen:
- Eine Inhalation mit Eukalyptusöl oder frischer Kurkuma lindert die Kongestion (= den Blutandrang) und beseitigt die Kopfschmerzen häufig.
- Nasya mit Shadbindu-Thaila.
- Salzwasser-Nasya für die Reinigung der Nebenhöhlen
- wärmend wirkende Paste auf die Stirn
Ernährung:
- scharf, austrocknend, wärmend, bitter, herb und leicht
- heißen, würzigen Tee oder heißes Wasser trinken
- wenig frühstücken; gedünstetes Obst oder Gemüsesaft
- vermeiden: süße, saure, salzige, schwere, kalte und befeuchtende Speisen
Weitere Arten von Kopfschmerzen
SURYAVARTHA: Der Kopfschmerz beginnt mit der Sonne, verschlimmert sich mit dem Aufsteigen der Sonne, hat seinen Höhepunkt gegen Mittag und mildert sich zum Abend.
ANANTAVARTA: migräneartig; Gründe sind oft zu viel Sorgen, Kummer, auch viel Sonne, Wind oder Kälte; geht einher mit Übelkeit bis hin zu Erbrechen. Linderung verspricht Vamana (therapeutisches Erbrechen) mit lauwarmem Salzwasser.
Allgemeine Empfehlungen zur Linderung von Kopfschmerzen
- zur Konstitution passende Ernährung
- Panchakarma
- Bewegung, Übungen für Nacken und Schulter
- Atemübungen
- Meditation
1 Ein spezielles Ghee (101-mal eingekocht)