Wieder da: Fortsetzung der Serie zur Meditationspraxis (Die ersten 3 Folgen mit Anna Trökes sind in YOGA AKTUELL Heft 111, Heft 112 und Heft 113 erschienen.)
Folge IV: Einführung in die Meditationspraxis, Teil 4: Meditation als Mittel der Selbsterforschung – nun beginnst du, in der Meditation ganz bewusst die inneren Gemütszustände zu erkunden.
Der Yoga versteht sich seit jeher als Atma-Vidya (Wissen um das Selbst / Wissenschaft vom Selbst). Das Mittel, um etwas über uns selbst und unser innerstes Wesen zu erfahren, ist die Selbsterforschung (Svadhyaya), die in fast allen Traditionen explizit als Teil des Yoga-Übungswegs (Sadhana) genannt wird, z.B. im Yoga-Sutra als Teil des Kriya-Yoga (YS II,1). Die Selbsterforschung soll uns auf unserem Weg zurück zu uns selbst sowohl dann begleiten, wenn wir im Leben unterwegs sind, als auch dann, wenn wir in die Stille gehen.
Wenn wir beginnen, uns selbst zu erkunden, gewinnen wir fast immer die bestürzende Einsicht, dass wir uns selbst kaum oder sogar gar nicht kennen.
Das ist verständlich, denn niemand hat uns wirklich gelehrt, wie es geht, sich selbst zu erforschen – in der Regel wird uns das weder im Elternhaus noch in der Schule beigebracht. Das heißt, dass wir weder Methoden noch Konzepte haben, mit denen wir das, was uns in unserem Inneren begegnet, dann auch einordnen und benennen können. Deshalb bleibt das Erleben unserer Geistes- und Gemütszustände zwangsläufig immer etwas diffus und nicht richtig greifbar. Was wir jedoch mehrmals am Tag sehr konkret erfahren, ist, dass sich unsere Stimmung verändert – oft sogar schlagartig. Ungünstig ist, dass wir diese Veränderungen gewissermaßen nur als Resultat eines Prozesses erfahren, den wir jedoch nicht bewusst mitbekommen haben.
Hier ist Selbsterforschung vonnöten. Sie kann uns in einem ersten Schritt helfen zu erkennen, auf welche Trigger wir reagieren und welche Prozesse sie in uns auslösen. Um dem auf die Spur zu kommen, bietet der Yoga uns an, zum Beobachter zu werden, also ein „Zeugenbewusstsein“ zu entwickeln. Gemeint ist damit ein Geisteszustand, der durch achtsames, nicht wertendes Gewahrsein gekennzeichnet ist.
Das Zeugenbewusstsein durch Meditation kultivieren
Meditieren ist natürlich besonders gut dazu geeignet, unsere Fähigkeit zu schulen, unser eigener Beobachter oder Zeuge zu sein. Und regelmäßige Meditationspraxis hilft uns, […]