Bedeutung und Herkunft des kashmirischen Shaivismus – entdecke die tantrische Strömung der Yogaphilosophie, die wunderbar lebendig und unmittelbar erfahrbar ist.
Kashmir-Shaiva-Tantra ist eine immer beliebter werdende Tradition des Yoga, denn seine Lehre ist leicht zugänglich und sehr praktisch orientiert. So ist sein philosophischer Kontext u.a. Teil des im deutschsprachigen Raum bekannten Anusara Yoga.
Bevor die Tradition des Shaiva-Tantra im 20. Jh. den Westen erreichte, hatte sie ihren Ursprung im Yoga-Mutterland Indien bereits im 5.–7. Jahrhundert n. Chr. Hier verbreitete sie sich als spirituelle Bewegung in unterschiedlichen Ausprägungen auf dem indischen Subkontinent, in Südostasien bis nach Indonesien, und florierte vor allem in Kashmir bis ca. 1400 n. Chr. Daher stammt auch der Name, der sich auf die Region des damaligen vornehmlichen Verbreitungsgebiets bezieht: das Kashmir-Tal, in dem eine Reihe von Gelehrten bereits bestehende tantrische Texte zwischen ca. 900 und 1050 n. Chr. philosophisch interpretierte und neue verfasste.
Die Praxis unterstützt uns in der Möglichkeit, uns selbst und die Erde als göttlich zu erfahren.
Das Wort Tantra hat mehrere Bedeutungen und kann als die „Weisheit, die schützt“ (Sally Kempton / Christopher Wallis) gedeutet werden. Shaiva leitet sich von Shiva ab und meint die universelle, den Menschen befreiende Energie. Denn das höchste Anliegen des non-dualen Tantra, so auch des Shaiva-Tantra, besteht darin, dem Menschen zu enthüllen, dass er nicht trennbar vom Göttlichen oder dem absoluten Bewusstsein ist. Im Gegenteil: Er ist vollkommen ununterscheidbar davon. Zwecks dieser Erkenntnis bedient sich Shaiva-Tantra mehrerer Praktiken, z.B. der Integration und Verflechtung von Atem, Meditation, Visualisierungen, Mantras sowie des Studiums von tantrischen Sutra-Texten, und hat immer zum Ziel, totale Vertrautheit mit der absoluten Realität zu erschaffen.
Dabei sind die uns heute erreichenden tantrischen Praktiken eine globale Erweiterung der antiken Lehren. Oft ist uns gar nicht bewusst, dass die Meditation oder die Visualisierung, die wir gerade üben, tantrischen Ursprungs sind. Denn oftmals sind diese kraftvollen Übungen aus dem Kontext genommen und werden in sehr zeitgemäßen Settings weitergegeben. Ganz anders war es damals mit der ersten Niederschrift zahlreicher alter tantrischer Quelltexte, wie z.B. des Vijnana-Bhairava-Tantra (Tantra der Weisheit des Shiva), die später übersetzt und philosophisch interpretiert wurden.
Und was heißt „Shiva-Shakti“?
Es heißt, dass die ursprünglichen Inhalte der alten tantrischen Texte (5 Jh. n. Chr.) gechannelt […]