In Zeiten großer Herausforderungen mobilisieren wir sämtliche Kräfte. Oft zeigt sich erst danach die Erschöpfung. Warum in dieser Phase ein Burn-out droht, was ihn von einer Depression unterscheidet und was du bei ersten Symptomen tun kannst.
Der Forschungsraum von Sudha Prathikanti ist viel zu klein, um ihrer Begeisterung, Leidenschaft und Herzlichkeit angemessenen Raum zu geben. Die ayurvedische Ärztin ist Professorin und leitet am Zentrum für integrative Medizin der Universität in San Francisco unter anderem eine Forschungsstudie zu Yoga und Depression. Es ist das Jahr 2010.
Prathikanti, die mehr Titel und Auszeichnungen hat, als mir zu dem Zeitpunkt bewusst ist, möchte zeigen, dass Yoga bei Depression wirkt. Mit einfachen Mitteln und Übungen, replizierbar für alle Yogalehrer in jeder Reha-Einrichtung oder Volkshochschule und in jedem Gefängnis.
Sie stellt fünfzehn Übungen zusammen: vier Pranayamas und elf Asanas; natürlich mehr Drehungen und Rückbeugen als Vorbeugen, schließlich soll die Praxis ja stimmungshebend wirken.
Ihr Ansatz, dass es keinen Guru und auch keine wahnsinnig ausgefeilte Asana-Praxis braucht, um eine Wirksamkeit bei Depressionen zu erreichen, gefällt mir sehr. Ich steige ins Forschungsteam mit ein.
Was ist eine Depression? Und warum wird sie oft zusammen mit einem Burn-out genannt?
Eine Depression ist eine ernsthafte Krankheit, die alle Lebensbereiche beeinflusst und sich im Denken, Handeln und Fühlen der Betroffenen zeigt. Der Begriff „Depression“ stammt vom lateinischen deprimere ab, was so viel heißt, wie „niedergedrückt“. Betroffene leiden unter anderem unter Antriebslosigkeit, Interessenverlust und einem Gefühl der inneren Leere. Sie neigen zu einer negativen Sicht auf sich selbst und die Zukunft.
Die Ursachen für eine Depression können in äußeren Einflüssen wie Verlusterfahrungen oder traumatischen Erfahrungen liegen. Doch auch genetische Faktoren, hohe Entzündungswerte oder ein Ungleichgewicht bestimmter Botenstoffe können eine Depression hervorrufen. Diese kann sich über Monate oder sogar Jahre hinziehen.
Ein Burn-out sieht einer Depression zunächst recht ähnlich. Die Betroffenen leiden ebenfalls unter Erschöpfungszuständen, Antriebslosigkeit und negativen Gedankenschleifen.
Doch bei genauem Hinschauen stellt man fest, dass der Vergleich zwischen Depression und Burn-out wie der zwischen Äpfeln und Birnen ist: Die Depression ist eine von der WHO klar definierte Krankheit, wohingegen der Burn-out lediglich als ein „Faktor, der den Gesundheitszustand beeinflusst“ gelistet ist. Somit ist Burn-out noch immer eher die Überschrift für eine diffuse Vielzahl von Symptomen. Mit dem 2022 in […]