Eine Entdeckungsreise durch die Studios der faszinierenden japanischen Weltstadt – und ein Einblick in die junge Yogageschichte Japans.
Wer an Japan denkt, dem kommen als Erstes Kirschblüten in den Sinn. Man denkt an Kimonos und Tempel mit geschwungenen Dächern, an die modernen Wolkenkratzer Tokios, an Samurai-Krieger, Anime-Figuren und Sushi. Ein Inselstaat in weiter Ferne.
Der Gedanke an Yoga in Japan spielt in den Assoziationen wohl eine recht untergeordnete Rolle. Dennoch ist die Yogaszene groß und wächst zunehmend. Tokio mit seinen etwa 38.000.000 Einwohnern auf einer Fläche von über 600 km² fordert seine Bewohner fortwährend. Stress und Leistungsdruck sind hier an der Tagesordnung. Wie in so vielen Großstädten der Welt suchen die Städter auch hier Ausgleich im Yoga. Auf meiner Entdeckungsreise in diese faszinierende Stadt tauche ich in das Labyrinth Tokios ein, treffe alte und neue Freunde und praktiziere natürlich viel Yoga. Kommt mit mir auf eine Yoga-Tour in die größte Stadt der Welt!
Ein kleiner Einblick in die Geschichte des Yoga in Japan
Heute assoziieren wir den Zen-Buddhismus häufig mit Yoga. Diese Vermischung ist jedoch eine recht junge Entwicklung. Der Buddhismus in Japan ist in vielfältige Traditionen und Gruppierungen gespaltet, die sich im Alltag meist mit den Shinto-Traditionen überschneiden. Der Zen-Buddhismus ist dabei nur eine Formation von vielen. Allerdings ist (wie in den meisten modernen Staaten) auch in Japan eine weitgehende Abwendung von Religion und von den alteingesessenen Traditionen zu beobachten. Yoga als ganzheitliche Praxis von Körper, Geist und Seele, die frei von einer rigorosen Dogmatik ist, zieht hingegen viele urbane Japaner und Japanerinnen an.
Obwohl durch den buddhistischen Einfluss viele Meditationspraktiken weit verbreitet sind, ist moderner Yoga erst im 20. Jahrhundert richtig bekannt geworden. Der Yoga-Boom, den wir im Western in den 1990ern erlebten, setzte in Tokio etwas verspätet ein. Der Grund dafür ist, dass Yoga durch die Gasattentate in der U-Bahn sehr in Verruf geriet. Die für die Attacke im März 1995 verantwortliche Sekte heißt Omu Shinrikyo. Sie formierte sich um den Guru Shoko Asahara und hatte in ihrer Hoch-Zeit etwa 10.000 Anhänger. Asahara berief sich vielfach auf die Yogaphilosophie, wie auch auf den tibetischen Buddhismus. Dabei war Yoga die wichtigste Praxis der Sekte. Die zugrundeliegende Rhetorik war, dass die japanische Nation wegen ihrer modernen materialistischen Ausrichtung […]