Schon als Kind machte die Südinderin Swami Prayag Giri spirituelle Erfahrungen und fühlte sich zu den ihr bereits seltsam vertraut erscheinenden Advaita-Lehren hingezogen. Im Gespräch mit YOGA AKTUELL schildert sie u.a. ihre späteren Samadhi-Erlebnisse und die Auslöser dafür.
Im zweiten Teil unserer Sadhvi-Reihe stellen wir Swami Prayag Giri vor, eine gebürtige Südinderin, die einen großen Teil ihres Lebens im Himalaya verbrachte. Ich traf sie 2015 im SRSG-Ashram („Swami Rama Sadhaka Grama“-Ashram) in Rishikesh, wo sie als Gastdozentin Vorträge über das Vijnana-Bhairava-Tantra hielt, die vor Klarheit und Weisheit regelrecht strahlten. Kurz darauf besuchte ich sie in ihrem Ashram in Uttarkashi, wo sie mir mehr über ihr ungewöhnliches Leben erzählte.
Aber interessanterweise waren es nicht Tempel, Götter oder Rituale, die mich zum Göttlichen hinzogen, sondern Mutter Natur. Wie schon Goethe sagte: Die Natur ist sicherlich die lebende, sichtbare Form Gottes.
INTERVIEW
YOGA AKTUELL: Swamiji, wie kamst du mit Spiritualität in Berührung?
Swami Prayag Giri: Meine frühesten Erinnerungen sind die eines „verlorenen Kindes“. Ich dachte schon früh darüber nach, wer ich bin, woher ich komme und wo mein wahres Zuhause ist. Ich wurde in eine spirituelle Familie in Kerala hineingeboren. Der Mittelpunkt unseres Lebens war Guruvayoorappan, oder Shri Krishna aus dem berühmten Guruvayoor-Tempel in Kerala. Dort werden Krishna Babys und Kinder als Vasallen offeriert, und jedes große Lebensereignis steht mit ihm in Verbindung. Als ich mit Anfang zwanzig mein Zuhause verließ, um der Welt zu entsagen, schrieb meine Mutter in ihr Tagebuch: „Ich habe sie Gott schon vor langer Zeit gegeben, und jetzt ist sie fortgegangen, um sich seinen Leuten anzuschließen.“ Meine Mutter war eine beständige Befürworterin meiner spirituellen Bestrebungen. Aber interessanterweise waren es nicht Tempel, Götter oder Rituale, die mich zum Göttlichen hinzogen, sondern Mutter Natur. Wie schon Goethe sagte: Die Natur ist sicherlich die lebende, sichtbare Form Gottes.
Gab es spirituelle Ereignisse in deiner Kindheit?
Als ich noch sehr klein war, sah ich ein bärtiges Gesicht mit einem goldenen Heiligenschein im Himmel. Vielleicht Jesus? Für viele Jahre danach fühlte ich mich sehr zu bärtigen Menschen hingezogen und fragte mich sogar, wo denn mein Bart sei (lacht). Ein anderes Mal sah ich nachts Lichtfiguren, die mich ängstigten. Und mit zwölf hatte ich eine Nahtoderfahrung. Meine Mutter […]