„Sei leidenschaftlich für Gott und lass alles andere los“: Die Sadhvi Nani Ma ging konsequent den Weg von Sadhana und Meditation und verzichtete dabei auf jeden weltlichen Komfort – viele Jahre überwinterte sie sogar auf dreieinhalbtausend Höhenmetern in Gangotri. Mit ihrem Hospiz-Projekt engagiert sie sich aber auch auf der zwischenmenschlichen Ebene.
Während meiner Zeit im Himalaya traf ich viele interessante Sadhus (Wandermönche), Swamis und Yogis. Die Menschen allerdings, die mich am meisten beeindruckten, waren die Sadhvis – Frauen, die alles hinter sich gelassen haben, um dem Ruf Gottes zu folgen. Es gibt nicht sehr viele von ihnen, aber diejenigen, die ich traf, strahlten eine große Tiefe, Weisheit und Liebe aus. Eine dieser Sadhvis ist die gebürtige Engländerin Nani Ma, die heute vielen Menschen durch das von ihr geleitete indische Hospiz Ganga Prem bekannt ist, für das der Sänger Krishna Das jedes Jahr ein Benefizkonzert gibt.
Nani Ma ist im Himalaya eine Legende. Bevor ich sie traf, hörte ich immer wieder die gleiche Geschichte von den Sadhus: Wie Nani Ma, die damals noch in Gangotri, dem heiligen Pilgerort nahe der Gangesquelle, lebte, sogar im tiefsten Winter jeden Morgen ein Loch in den zugefrorenen Fluss hackte, um dort ihr Bad zu nehmen. „Nun ja“, lacht sie, als ich sie darauf anspreche, „ich hatte ein Gelübde, jeden Tag ein Bad in der Ganga zu nehmen. Und das galt eben auch im Winter in Gangotri.“
Der Ruf des Befreiungspfads
Nani Ma, deren Name „Großmutter“ bedeutet, wanderte mit 22 Jahren nach Indien aus und hat das Land seitdem nie wieder verlassen. Sie hatte schon in jungen Jahren vom spirituellen Leben in Indien und dem „Pfad der Befreiung“ gehört. Gerade das Wort „Befreiung“ fand große Resonanz in ihr. So machte sie sich 1971 über den Landweg auf nach Indien und traf innerhalb eines Monats Babaji, ihren Guru, in Rishikesh. Sie blieb bei ihm, bis er 1987 seinen Körper verließ. Babaji lebte in einer kleinen Höhle, und unter seiner Anleitung begann Nani Ma nun auf traditionell indische Weise ihren spirituellen Weg mit dem Ausüben von Seva (selbstloses Dienen), Schriftstudium und Meditation. Über die Jahre hinweg meditierte sie immer mehr, bis sie letztendlich die meisten Stunden ihres Lebens mit Meditation verbrachte.
Nach Babajis Mahasamadhi ging Nani […]