Senkrechtes Grün, das für lebendige Wände und atmende Großstädte sorgt: So ist Flower-Power auch auf engem Raum möglich.
Dieser Begriff ist realtiv neu, das Prinzip aber nicht. Legendär sind die hängenden Gärten von Babylon, eins der sieben Weltwunder.
Tower Flower –
so heißt ein neunstöckiges Wohnhaus in einem Vorort von Paris. Der Name lässt an „Flower-Power“ denken, und damit liegen wir richtig. Denn entlang der Terrassenbrüstungen, die in jedem Stockwerk um das gesamte Gebäude herum verlaufen, stehen 380 (!) riesige weiße Blumentöpfe aus Zement. Die meisten davon enthalten immergrüne Bambuspflanzen, einige aber auch Blumen. Und die bringen in der Tat „Power“, denn sie machen aus dem kastenförmigen, funktionalen Bau einen Hingucker, eine originelle Interpretation des Begriffs „vertikale Gärten“.
Dieser Begriff ist relativ neu, das Prinzip aber nicht. Legendär sind die hängenden Gärten von Babylon, eins der sieben Weltwunder. Mehrere Jahrhunderte vor Beginn unserer Zeitrechnung ließ die berühmte assyrische Königin Semiramis in ihrem Palast üppige Terrassengärten anlegen, die bis heute die Fantasie beflügeln.
Auch kennen und bewundern wir Bilder von auf schmalen, treppenartigen Terrassen platzierten Reispflanzen in südostasiatischen Hügellandschaften oder von Weinstöcken an Hängen hier in unseren Regionen. Eine solche Anbauweise spart Platz, und sie kann sich günstige Mikroklimata zunutze machen. Sie kann allerdings bei der Bewirtschaftung, vor allem bei der Bewässerung, Schwierigkeiten bereiten. Schon seit Beginn der Landwirtschaft ließen sich daher überall auf der Welt findige Bauern und Gärtner ausgeklügelte Bewässerungssysteme einfallen, um nicht nur in die Breite, sondern auch in die Höhe anbauen zu können. Auf der gebirgigen, überaus fruchtbaren Blumeninsel Madeira zum Beispiel wurden nach ihrer Besiedlung durch die Portugiesen Mitte des 15. Jahrhunderts Kanäle angelegt, Levadas. Mit diesen Wasserläufen wurde – und wird zum Teil noch immer – Wasser aus den höher gelegenen, niederschlagsreichen Regionen zu den sonnenverwöhnten Gebieten im Süden geleitet. Es entstand ein Netz von über zweitausend Kilometern Länge, das die gesamte Insel durchzieht. Die gut befestigten Wege, die an den Levadas entlangführen, werden heute von Wanderern genutzt. Ähnliches gilt für die Waale und Waalwege in Südtirol. Um die Levadas, Waale und unzähligen anderen traditionellen von Menschen angelegten Bewässerungssysteme entstanden spezielle technische, künstlerische, rituelle, sogar juristische Gegebenheiten, zu Recht Stolz der Einheimischen und hochinteressante Inspiration für Besucher.
Auch bewachsene Hauswände, Laubengänge […]