Methoden des Tantra, die jeder üben kann: Die Upayas können tiefe Transformation bewirken – und viele davon lassen sich leicht in den Alltag integrieren.
Die nicht-duale tantrische Praxis ist nie eine „One-size-fits-all“-Praxis. Das gilt sowohl für Anfänger als auch für erfahrene Übende. In einem Moment ist eine spezifische Art der Praxis sinnvoll und geschickt für dich, und in einem anderen Moment funktioniert sie nicht, dann praktizierst du etwas völlig anderes. Die Praxis hat mit der Verfassung zu tun, in der du dich gerade befindest, und danach richtet sich die Methode.
Methoden der tantrischen Praxis
In der nicht-dualen Shaiva-Tantra-Praxis bringst du dich graduell tiefer von einer Praxis zur anderen. Dies geschieht z.B. über Atem- und Aufmerksamkeitspraktiken, Übungen mit Mantra, oder über eine Praxis, die sich mehr an deinen inneren Körper richtet. Dies ist sehr typisch für die tantrische Praxis, denn sie hat oft mehrere Schichten und mehrere Stationen, während man tiefer nach innen geht. Die Stationen der Praxis sind zusammengefasst unter dem Sanskrit-Begriff Upaya („Mittel“, „Methode“; eine für das jeweilige Ziel speziell geeignete Methode).
Mit Shakta-Upaya in unserer täglichen Praxis lernen wir, uns auf subtilere Ebenen unserer eigenen Energien einzustimmen.
Upaya – Methoden der Annäherung
Upaya meint in diesem Kontext eine Methode der Transformation, um sich der Realität anzunähern, tiefere Erfahrungen zu machen und sich so seinem Selbst anzunähern. Wir können die Upayas als eine Kollektion von Techniken verstehen, um den Mind (den Geist im Sinne von Gedanken, Gefühlen, Emotionen etc.), die Sinne und den Körper nach innen zu richten. In der tantrischen Shaiva-Tradition gibt es vier Upayas. Die Upayas setzen da an, wo unser Fokus liegt. Was kann das heißen? Die meisten unter uns identifizieren sich mehr oder weniger mit ihrem Körper oder mit dem Mind.
Anava-Upaya
Wir identifizieren uns als Individuum und sind sehr darauf fixiert, wie sich unser Körper anfühlt, wie unser Mind in Bewegung ist und unablässig an etwas denkt. Wenn wir in diesem Zustand sind, im normalen Erfahrungszustand eines Individuums, sind Praktiken, die zum Anava-Upaya gehören, am passendsten. Anava meint so viel wie „Individuum“, es sind also die Praktiken für das Individuum. Sie nutzen den Körper. Asana ist zum Beispiel ein Anava-Upaya, ebenso der Atem, der innere Körper und seine Aspekte, […]