Der bekannte Mystiker und Philosoph OM C. Parkin über den Weg der bewussten Läuterung und Integration der inneren Feuerkraft, die Unwahrheit und Illusion zu verbrennen vermag.
Ein Gespräch mit OM C. Parkin über Kerngedanken aus seinem neuesten Buch Zorn –
Der Kampf gegen die Wirklichkeit, dem zweiten Band der Trilogie zum spirituellen Enneagramm. (Die diskutierten Gedanken im unterlegten Text sind direkt aus dem Buch zitiert.)
Es liegt in der Natur des Egos, dass die Hingabe an Zerstörungskraft die größte Hürde darstellt, denn jedes Ego hat Angst vor dem Tod.
Um die Bedeutung von Zorn im geistig-emotionalen Netz des Ichs zu erfassen, und zu begreifen, was mit „Zorn“ und einer „Fixierung im Zorn“ in den Lehren des Enneagramms der Charakterfixierungen gemeint ist, ist es wesentlich, zunächst die einfache Gleichsetzung von Zorn mit einem Gefühl, wie z.B. Wut, aufzugeben und entsprechend zu glauben, es handele sich bei einer Zornfixierung lediglich um eine Form der Unterdrückung oder andersgearteter Abwehr eines Gefühls. Vielmehr beschreibt die „Fixierung im Zorn“ ein umfassendes geistig-emotionales System der Machtergreifung, der Inbesitznahme und Kontrolle einer existentiellen, destruktiven Urkraft, die mit dem Tod in Verbindung steht, durch den Ich-Geist. Und diese Inbesitznahme beginnt mit einem Gedanken, der aus einem einzigen Wort besteht: Nein! „Zorn“, so schreibt der Enneagrammlehrer Claudio Naranjo (2001), „wird hier im Sinne eines tiefer im Inneren liegenden und grundlegenden Widerstands gegenüber der Wirklichkeit gebraucht und weniger im Sinn einer explosiven Gereiztheit.“1 (S. 31) |
Der Volksmund sagt: „Zorn macht blind.“ Diese Erfahrung hat jeder Mensch schon mal ganz oder ansatzweise gemacht. Was macht es nun für einen Unterschied, zu verstehen, dass Zorn kein Gefühl ist, und wie kann ich mich dieser erst mal destruktiven Kraft annähern, ohne blind zu werden?
OM C. Parkin: Jeder normale Mensch, der nicht über die entsprechende innere Schulung verfügt, versteht unter Zorn zunächst ein Gefühl. Er setzt Zorn gleich mit Wut, einem Gefühl, das die meisten Menschen meiden, weil es soziale Beziehungen zerstört und aus kindlicher Perspektive als „böse“ erachtet wird. Auch auf dem spirituellen Weg ist dieses Gefühl zunächst unwillkommen, moralisch geächtet und „spirituell inkorrekt“. Gleichwohl ist es im Innern aller Menschen vorhanden […]