Erdung, Aufrichtung, Beugung und Drehung: Beim Yoga bewusst mehr Fokus auf die Bewegungsrichtungen zu legen, kann der persönlichen Asana-Praxis mehr Präzision und Tiefe verleihen.
Die Aufrichtung der Wirbelsäule ist eine der wichtigsten Bewegungen in den Asanas und im Sonnengebet. Gleichwohl kommt die Aufrichtung in der üblichen Klassifizierung der Asanas in Umkehrstellungen, Rückwärtsbeugen usw. überhaupt nicht vor.
Es lohnt sich deshalb, einmal die vier grundlegenden, in den Asanas vorkommenden Bewegungsrichtungen zu betrachten. Sich in einem Asana besonders auf eine dieser grundlegenden Bewegungsrichtungen zu konzentrieren, kann unsere Praxis intensivieren und vor allem dabei helfen, die Stellung präziser einzunehmen, also das Alignment zu verbessern. Dabei ist es besonders spannend, wenn in einem Asanas zwei entgegengesetzte Bewegungsrichtungen vorkommen und aus ihrer Gegenläufigkeit die spezielle Spannung in diesem Asana resultiert.
In energetischer Sicht lässt die Aufrichtung Atem und Prana nach oben steigen und richtet uns auf etwas Höheres aus. Der äußeren Aufrichtung entspricht auch eine innere Aufrichtung. Wenn wir unseren Körper aufrecht halten, fühlen wir uns selbstbewusst, selbstsicher und kraftvoll.
Swami Vishnudevananda hat einmal gesagt: „Nobody knows the power of Asanas“, also „Keiner kennt die Kraft der Asanas.“ In diesem Sinne wünsche ich dir viel Inspiration bei deiner Praxis und vielleicht eine neue, intensive Erfahrung, wenn du deine Aufmerksamkeit in einem Asana einmal bewusst auf eine oder zwei gegenläufige dieser vier grundlegenden Bewegungsrichtungen richtest.
Fundament / Erdung
Die Bewegungsrichtung, die ich „Fundament“ / „Erdung“ nenne, scheint auf den ersten Blick gar keine Bewegung zu sein, sondern etwas Statisches. Tatsächlich ist sie jedoch eine – wenn auch sehr subtile – Bewegung, nämlich eine Bewegung nach unten.
Ein schönes Beispiel für die Bedeutung eines sicheren Fundaments bzw. der Erdung sind die stehenden Gleichgewichtsstellungen, und zwar besonders der Baum (Vrkshasana).
Die stehenden Gleichgewichtsstellungen stärken vor allem das Gleichgewicht, und damit sowohl die körperliche als auch die geistige Stabilität. Sie kräftigen alle Muskeln, Bänder und Sehnen, vor allem an Knöcheln, Knien und Hüften. In energetischer Hinsicht fördern sie die Fähigkeit zur Konzentration und tragen dazu bei, Selbstbestimmtheit und Zielorientiertheit zu entwickeln. Dadurch helfen sie uns dabei, in den Wechselfällen des Lebens stabil zu bleiben.
Für ein stabiles Fundament im Baum kann es hilfreich sein, sich vorzustellen, wie der Fuß des Standbeins Wurzeln schlägt und […]