Beschwerden des Bewegungsapparats sind das Volksleiden schlechthin und sicherlich für viele ein starker Beweggrund, Yoga auszuprobieren. Auch Ärzte und Physiotherapeuten haben die Wirksamkeit von Yoga entdeckt und schicken immer mehr Patienten zum Yogakurs. Was steckt dahinter?
Durch eine ausgeglichene Asana-Praxis werden die Muskeln gekräftigt, ihre Elastizität erhalten und Muskelverspannungen gelöst. Diese einfache Tatsache führt wohl in erster Linie dazu, dass viele Ärzte und Physiotherapeuten heute Yoga empfehlen. Aber in der Asana-Praxis sind die Bewegungen oft anders als beim Sport oder in der Physiotherapie – und viel wichtiger: Yoga ist mehr als nur ein rein körperliches System, bei dem Atmung und Körperwahrnehmung im Fokus stehen, sondern ein Lebensstil.
Das Körperbewusstsein
Ein in der medizinischen Welt etwas unterbeleuchtetes Thema ist die positive Auswirkung von Yoga auf die Körperhaltung. Es liegt nahe, dass das Dehnen verkürzter Muskulatur, wie z.B. der Brustmuskulatur, und das Stärken der geschwächten Muskulatur, wie z.B. der oberen Rückenmuskulatur, eine wichtige Rolle spielt. So fanden die internationalen Sivananda Yoga Zentren, dass sich die Körperhaltung nach zweiwöchiger intensiver Asana-Praxis (2 x täglich 90 Minuten) verbessert. Mit intensiver Konzentration auf das Wahrnehmen der Schwerkraft konnten die selben Haltungsverbesserungen in einem Seminar sogar bereits nach sechs Asana-Stunden innerhalb von drei Tagen erreicht werden.
Erklären kann man das mit der Propriozeption, der inneren Körperwahrnehmung. Unsere Muskeln haben Sensoren, die ein Feedback über das Ausmaß der Muskeldehnung geben. Das Gehirn kann sich damit ein Bild von der Stellung des Körpers im Raum machen, ganz unbewusst und ohne Hilfe des Sehsinns. Schon eine relativ kurze Asana-Praxis scheint also auszureichen, um dieses Körperbewusstsein zu aktivieren, damit das Gehirn unterbewusst die Körperhaltung korrigieren kann.
Faszien und der Bewegungsapparat
Eine der häufigsten Ursachen von Schmerzen im Bewegungsapparat liegt auf der Ebene des Bindegewebes, genauer gesagt, der Faszien. Dauerhafte Fehlbelastung eines Körperteils, schlechte Haltung und Bewegungsmangel führen zu kleinsten Verletzungen und Vernarbungen im Bindegewebe, die die Gleitfähigkeit der Faszienschichten einschränken. Man weiß aus der Forschung, dass bewusstes, gehaltenes Dehnen die Faszien jung hält: Die Zellen des Bindegewebes bilden neues Kollagen, die Gewebespannung wird reduziert, und schmerz- und entzündungshemmende Botenstoffe werden freigesetzt.
In die Sprache des Yoga übersetzt, heißt dies: Auf der körperlichen Ebene sind Asanas ein ganz ausgeklügeltes System – gerade mit ihren anfangs vielleicht ungewohnten Stellungen: Eine regelmäßige und ausgewogene […]