40 Tage Stille im Himalaya: ein transformierendes Retreat in einer einsamen Hütte am Ganges, das alle Herausforderungen und Geschenke einer Schweige- und Rückzugserfahrung mit sich brachte.
Vor einigen Jahren las ich ein Buch, das mich zutiefst bewegte: Cave in the Snow von Vicki MacKenzie. Es handelt sich hierbei um die Lebensgeschichte von Tenzin Palmo, einer jungen englischen Frau, die nach Indien ging, buddhistische Nonne wurde und zwölf Jahre alleine in einer Höhle im Himalaya verbrachte, um zu meditieren. Die Schilderungen über die Tiefe ihrer spirituellen Praktiken lösten in mir das Verlangen aus, mich auch in diese heiligen Berge zurückzuziehen. Etwa zur gleichen Zeit erzählte mir eine Freundin, dass sie kürzlich ein 40-tägiges Stille-Retreat gemacht habe, und wie heilend die Erfahrung für sie gewesen sei. Da sich meine Sadhana gerade intensivierte, beschloss ich, dies auch zu tun.
Was mich an diesem Retreat besonders interessierte, war die Einsamkeit. Ich hatte in der Vergangenheit Vipassana-Kurse gemacht, doch obwohl diese sehr kraftvoll sind, ist man dennoch nie allein. Es gibt immer das Sicherheitsnetz der Lehrer und der anderen Schüler; manchmal teilt man sich sogar das Zimmer. Ich wollte wissen, was passieren würde, wenn ich Zeit in Stille und Einsamkeit an einem Kraftort wie dem Himalaya verbringen würde.
Nun stellt sich die Frage, wozu man so etwas überhaupt macht. Wieso sollte man sich vierzig Tage lang ohne Kontakt zur Außenwelt zurückziehen – ohne Telefon, Internet, Musik, Bücher; ja, ohne jegliche Ablenkung?
Wenn wir uns wirklich kennenlernen, unseren Geist und seine Konditionierungen verstehen möchten, dann ist die Stille ein erstklassiges Mittel dazu. In der Stille erreicht unser Geist einen sehr subtilen Zustand, in dem wir viele Dinge erkennen können, von denen wir uns normalerweise ablenken. Irgendwann erreicht wohl jeder Praktizierende einen Punkt, an dem er versteht, dass die Antworten auf alle Fragen in der Stille liegen. Und in diese Stille wollte ich eintauchen.
Einst ging ein Schüler der Meditation zu einem Weisen. Der Schüler begann, über philosophische Konzepte wie Gott und die göttliche Existenz zu sprechen, aber der Weise blieb stumm. Der Aspirant sprach immer weiter über Gott und stellte viele bohrende Fragen, aber der Weise sagte immer noch nichts. Völlig frustriert fragte der Schüler den Weisen schließlich, warum er seine Fragen nicht […]