Plädoyer für Yoga als spirituelle Praxis: Warum Yoga in seiner traditionellen Bedeutung Antworten auf die großen Sinnfragen des Lebens hat.
Gibt es etwas in uns, das unsterblich ist? Etwas, das unseren physischen Tod überdauert? Vermutlich jede(r) hat sich diese Frage irgendwann im Laufe seines Lebens schon einmal gestellt – und mit ihr die großen Sinnfragen: „Warum bin ich eigentlich hier?“ – „Was mache ich mit diesem Leben, mit dieser beschränkten Zeit, die mir zur Verfügung steht?“ – „Wie kann ich meinem Leben Sinn geben?“
Wie schaffen wir es, ein Leben voller Mut, Kreativität, Neugier und Lebenslust zu führen? Vielleicht, indem wir unsere Vergänglichkeit anerkennen und sie uns immer wieder ins Bewusstsein rufen. Vielleicht, indem wir darauf vertrauen, dass wir wahres, beständiges Glück in uns selbst finden, und nicht in anderen oder in Dingen, die keinen Bestand haben und die wir nicht beeinflussen können. Vielleicht, indem wir uns auf die Suche nach dem unveränderlichen Kern in uns machen.
Vielleicht bist du ja auch deshalb beim Yoga gelandet, weil du Antworten auf diese Fragen suchst. Weil du zu den Sinnsuchenden gehörst. Und weil du differenziertere und undogmatischere Antworten suchst, als du sie in unserer rein rational argumentierenden Welt auf der einen und bei den großen Religionen auf der anderen Seite für gewöhnlich zu hören bekommst.
Wie auch immer – klar ist aber: Die Idee eines unsterblichen, „unveränderbaren Kerns“ in uns, wie es in Patanjalis Yogasutra heißt, ist Voraussetzung für jegliche spirituelle Praxis und jegliche Form von Spiritualität. Wichtig dabei ist aber auch: Yoga und östliche Philosophien haben nichts mit Glaube zu tun, sondern mit Erfahrung. Und diese Erfahrung beginnt mit einer vagen Ahnung, dass es vielleicht doch etwas geben könnte, das unseren rationalen Verstand übersteigt, etwas, das größer ist als wir; mit einer Ahnung, die uns zu Suchern, zu Meditierenden, zu Yogapraktizierenden macht.
„Ist die Praxis auf das Ziel – Samadhi – ausgerichtet, dann werden die Bürden auf dem Weg, die Kleshas, verschwinden, und das Ziel wird erreicht.“
(Yogasutra, Kapitel 2, Vers 2)
Yoga ist traditionell eine spirituelle Praxis, auch wenn er heutzutage von vielen als Sport gesehen und praktiziert wird. Und eine relativ klare Aussage, was man darunter zu verstehen hat, liefert uns […]