Begegnung an der Lagune: Wie sich ein herausforderndes Aufeinandertreffen zwischen Yogini und Schamanin zum Tanz zweier Schwestern wandelte.
Die Yogini
Ich bin – was weiß ich, eine Künstlerin, die Yoga macht; eine, die auf Don Juans Pfaden das Nachtlaufen im Dunkel der Berge übt; eine, die schon als Kind Angst vor Männern in Uniform und vor Irrenanstalten hatte; eine Yogini, für die das Leben Kunst ist; eine, die springt, wenn da ein Tor ist, das sie zu einem tieferen Verständnis der Realität führen könnte.
Peru. Am Abend im Dschungelhotel an der Lagune notiere ich:
„Vier Uhr morgens losgeflogen
gerade angekommen
nicht geschlafen
rosa Delfin gesehen
Schamanin kontaktiert
Jetzt in der Dämmerung kommen die Mücken.“
Ein laut krakelender Spanier, groß, Schnurrbart, um die 40, setzt sich mit seinem Freund an den Nachbartisch. Er ist voll zugedröhnt. Immer wieder pöbelt er laut, alle wenden sich ab, und als sein Freund zur Toilette geht, brüllt er hinterher: „Que quieres, cabrón, espérame …“ Das kann man übersetzen mit: „Was willst du, Arschloch? Warte auf mich!“
„Oh je“, denke ich und gehe schlafen.
Geist der Lagune
Am nächsten Morgen bin ich schon früh auf einem kleinen Boot, der Amazonas, und wir fahren auf der Lagune Yarinacocha zur Schamanin Doña Elisa.
Neben mir taucht ein Delfin auf und schnaubt. Ein grauer Rücken, der auftaucht und die grüngrau bewegte Oberfläche der Lagune durchbricht. Da vorne noch einer … und noch einer. Oh, so schön! „Der Geist der Lagune grüßt dich“, sagt Lalo, der Bootsführer. „Das ist gut.“ Die Amazonas tuckert ruhig vor sich hin, und der weite Himmel mit den atemberaubenden Wolkenformationen über mir macht die Sonne erträglich.
„Ein Himmel wie ein Eselsbauch – es wird nicht regnen. Heute Nacht sehen wir keine Sterne“, sagt Lalo, und er behält recht. Die Wolken wölben sich nach unten, dunkel und grau, Blitze zucken. Es regnet nicht. So sieht man nachts den Mond nur ab und zu verschleiert hinter bauchig runden Wolkenbergen hervorschauen.
Ja, das war ein neuer Gesang, ein Gesang von zwei Kulturen unseres Planeten, die miteinander tanzen, ohne dass eine die andere dominiert. Endlich.
Die Schamanin
Doña Elisas Haus steht bei der großen Lagune. Sie ist eine gutaussehende, selbstbewusste Frau um die 50, in […]