Die Achtsamkeit ist ein wunderbares Mittel, um unser Leben mehr genießen zu können. Sie unterstützt uns darin, dass wir selbst Herr*in im eigenen Dasein werden. Das ist besonders wertvoll im Umgang mit schwierigen Emotionen. Diese können uns das Leben schwer machen. Lernen wir hingegen, sie rechtzeitig wahrzunehmen, dann arbeiten sie nicht mehr gegen uns, sondern werden uns als eine Art Frühwarnsystem dienen können. Und genau deshalb geht es heute um das Thema Gefühle erkennen und annehmen.
Was hat Achtsamkeit mit Gefühlen zu tun?
Achtsamer zu werden, bedeutet, dem eigenen Körper, dem eigenen Atem, den eigenen Gedanken und Gefühlen gegenüber aufmerksamer zu werden. Der Atem steht hier an erster Stelle. Er bildet die Basis. Er ist unser Anker und unser Kompass. Achtsamkeit beginnt mit bewussten Atemzügen, die uns in den gegenwärtigen Moment zurückbringen.
Wenn du über die Achtsamkeit vertrauter wirst mit deinem Atem und mit deinem Körper, wirst du in Folge auch lernen, bewusster mit deinen eigenen Gefühlen umzugehen. Du wirst lernen, sie über deinen Körper besser zu „lesen“ oder zu „deuten“. Du wirst eher wahrnehmen, wann sich dein Magen zusammenzieht und was er dir sagen will. Du wirst auch lernen, dein Herz eher zu hören, wenn es schneller schlägt. Du wirst erkennen, dass all diese körperlichen Empfindungen Ausdruck deiner Gefühle sind.
Gefühle bestimmen unser Leben
Unsere Gefühle beeinflussen unsere Handlungen und sie bestimmen maßgeblich, wie unser Tag und unser Blick auf unser Leben verläuft. Sind wir verliebt, glücklich, optimistisch, zuversichtlich oder vertrauensvoll, erfahren wir den Tag anders, als wenn wir frustriert, genervt, verärgert, traurig, eifersüchtig, neidisch oder deprimiert sind. Man könnte auch sagen, dass unsere Emotionen die Gewürze unseres Lebens sind. Alles, ja wirklich alles hängt von ihnen ab. Und selbst dann, wenn wir sie nicht bewusst wahrnehmen, steuern sie unser Leben.
Unsere Emotionen sind die Gewürze unseres Lebens.
Wie kann ich Achtsamkeit und liebevolles Gewahrsein entwickeln?
Achtsamkeit und das liebevolle Bewusstsein ermöglichen uns, unsere Gefühle nicht als Feinde zu betrachten, sondern ihnen gegenüber eine möglichst offene und wertfreie Haltung zu entwickeln. Außerdem helfen uns Achtsamkeit und darüber hinaus besonders Selbstmitgefühl, eine innere Fähigkeit zu entwickeln, nach und nach mit einer größeren Palette an angenehmen, unangenehmen und neutralen Gefühlen umzugehen. Und mittlerweile ist wissenschaftlich belegt, dass sich durch formelle und informelle Achtsamkeitsübungen das Fenster der Toleranz erweitern lässt. Das bedeutet, dass wir nicht länger Gefangene unserer Gefühle sind, sondern mit regelmäßigem Training unsere emotionale Belastbarkeit zunimmt. Wir lernen, auf den Wellen schwieriger Emotionen zu reiten, anstatt uns von ihnen überfluten zu lassen.
Es braucht aber auch etwas Mut, sich den Gefühlen zu stellen. Schließlich sind wir zu einer Art Komfortkultur mutiert. Ist uns zu warm, schalten wir die Klimaanlage ein. Ist uns kalt, machen wir die Heizung an. Wir sind eine AIRBAG-Gesellschaft, die nur das Vergnügen haben möchte. Wir wollen nicht realisieren, dass Schmerz, Verlust, Tadeln, Altern und Tod zum Leben gehört.
Alle Gefühle gehören zum Leben dazu
Aber wie lernen wir in einer Gesellschaft, die nur Spaß haben möchte, mit dem Wechselbad des Lebens umzugehen? Verlust, Gewinn, Lob, Tadel, Freude und Leid ziehen sich durch das Leben aller Menschen. Gefühle erkennen und annehmen: Wie können wir lernen, eine positive Haltung zu diesem Rundum-Paket einzunehmen? Wie können wir lernen, dem allen mit einer gewissen Präsenz zu begegnen? Und besser noch: Wie kann es uns gelingen, im Umgang damit eine gewisse Leichtigkeit zu entwickeln? Auch hier ist Achtsamkeit das Zauberwort. Mit Achtsamkeit, Offenheit und Präsenz, mit Freude und Gnade können wir auf das reagieren, was das Leben uns als Prüfung schickt. Nicht hingegen mit Angst, Frustration, Resignation und Pessimismus.
Werden wir achtsamer, dann lernen wir, welche Situationen es genau sind, die uns Angst machen. Wir erkennen, wer uns wütend macht und warum wir mit Neid oder Eifersucht reagieren. Wir entwickeln eine gewisse Reaktionsfähigkeit, unsere Gefühlen erkennen und annehmen zu können – sprich: das ganze Aufsteigen der jeweiligen Gefühle bewusster wahrzunehmen. Und wir lernen die Gefühle in ihrem Facettenreichtum kennen.
500 Gefühle können sich in uns zeigen. Hier sind einige davon: liebevoll, ehrgeizig, zwiespältig, abweisend, ängstlich, streitsüchtig, unerbittlich, erstaunt, selig, mit gebrochenem Herzen, gelangweilt, zufrieden, niedergeschlagen oder deprimiert.
Gefühlen erkennen und annehmen: So kannst du das Ruder übernehmen
Wenn wir uns mit Gefühlszuständen identifizieren, dann ist unser Leben die ganze Zeit von den entsprechenden Emotionen aufgewühlt. Das kann mitunter sehr unangenehm sein. Und es kann auch sehr anstrengend sein. Vor allen Dingen dann, wenn wir mit starken Gefühlen identifiziert sind und uns nur dann lebendig fühlen, wenn wir sehr leiden oder sehr lieben. Gehen wir hingegen bewusster mit Gefühlen um und realisieren wir, dass wir Gefühle haben, aber nicht unsere Gefühle sind, dann werden wir nicht länger von ihnen besetzt oder aber hin- und her geschleudert. Mit der Zeit lernen wir, mit einem achtsamen Gewahrsein unseren Geist zu beruhigen und werden mehr und mehr die Intelligenz unseres Herzens nutzen, um uns selbst zu regulieren und um uns selbst zu leiten. Auch in solchen Momenten, in denen uns starke Gefühle durchfluten. Dann nehmen wir sie wahr, aber wir werden nicht mehr von ihnen überwältigt.
Meditation: Gefühlen begegnen
Wenn du magst, dann lade ich dich jetzt auf eine Meditation mit mir ein. Komm dazu in eine aufrechte Sitzhaltung und schalte alle Quellen ab, die dich in den nächsten Minuten ablenken könnten und lass dich darauf ein, im Hier und Jetzt zu landen und dich selbst zu spüren.
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