Ungewöhnliche Zeiten erfordern, dass wir neue Wege gehen. Genau darauf spezialisiert sich Wim Hof, der mit seiner resilienzfördernden, erstaunliche Potenziale erschließenden Methode als „Iceman“ bekannt geworden ist.
Wim Hof hat den Kilimandscharo in Shorts erklommen. Der Niederländer blickt auf achtzehn Guinessbuch-Einträge zurück und hält den Weltrekord für das längste Eisbad. Wim ist das lebendige Beispiel dafür, was der Mensch zu tun imstande ist, wenn er an sich glaubt und auf seine innere Stimme hört. In einer schweren existenziellen Krise entwickelte er die Wim-Hof-Methode, eine Kombination aus geistigen und körperlichen Übungen, Atemarbeit und Eisbaden. Im Interview spricht er über Flow-Zustände, seine Erfahrungen mit Yoga und das Potenzial des Kälte-Ansatzes in Krisenzeiten.
Interview
YOGA AKTUELL: Wie fühlt man sich, wenn man in kurzen Hosen auf dem Gipfel des Kilimandscharo steht?
Wim Hof: Ganz ehrlich? Es ist verdammt kalt. Man fühlt sich großartig und siegreich. Da kommen sehr viele Dinge zusammen, denn es ist das Ende eines langen Weges. Als ich das letzte Mal dort oben war, habe ich einen sechsundsiebzigjährigen Mann mitgenommen, der an Borreliose litt und keinerlei Erfahrung im Bergsteigen hatte. Nach einunddreißig Stunden waren wir am Gipfel, in Shorts! Ich wollte zeigen, dass so etwas möglich ist. Deshalb habe ich auch all die Rekorde aufgestellt: um zu zeigen, dass es geht. Denn ich bin ein Mensch, und was ich kann, sollte für jeden anderen Menschen möglich sein.
Warum haben wir Menschen so eine große Aversion gegen die Kälte?
Das ist evolutionär gewachsen. Früher waren Eis und Kälte eine lebensbedrohliche Gefahr für die Menschen. Es galt sie um jeden Preis zu vermeiden. Mit der Zeit hat das unsere Genetik geprägt, und die Angst vor Kälte hat sich in unserem Hirnstamm festgesetzt. Obwohl Kälte heute nicht mehr diesen Stellenwert hat, da wir in Häusern leben und einen anderen Lebensstil haben als früher, ist dieses Überbleibsel noch immer in uns. Dabei ist Kälte eines der kraftvollsten Dinge, die es gibt. Mit Kältetherapie können wir unser Denken und den Blutfluss im Gehirn regulieren und sogar biochemische Prozesse beeinflussen, die uns dabei helfen, Depressionen zu überwinden. Das ist Yoga.
Was bedeutet Yoga sonst noch für dich?
Yoga bedeutet Einheit. Er erklärt, wie man sich mit seinem Inneren verbindet. Ich habe eine Zeit […]