Yoga gilt als wirksame Methode zur Vorbeugung und Therapie des weitverbreiteten Leidens. Ein pauschales Rückenheilmittel ist die Yogapraxis jedoch nicht, wie ein differenzierter Blick zeigt.
Das moderne Leben ist kein Zuckerschlecken. Wir Menschen zeichnen uns gegenüber vielen anderen Arten durch eine äußerst hohe biologische Anpassungsfähigkeit aus. Wir sind in der Lage, flexibel zu reagieren, was vorhandene Nahrungsquellen und Umweltbedingungen angeht. Die rasanten Veränderungen unserer Lebenswelt seit der industriellen Revolution stellen sich allerdings derart umfassend dar, dass wir mit unserer genetisch bedingten biologischen Grundausstattung nicht mehr folgen können. Auf die inneren und äußeren Zustände, die wir heute erleben, sind wir schlichtweg nicht vorbereitet. Bewegungsmangel, ungesunde Körperhaltungen und hohe Stressbelastungen führen dazu, dass unsere Anpassungsfähigkeit an ihre Grenzen gerät – wir kommen aus der Balance. Psychische und körperliche Krankheitssymptome sind häufig eine Folge davon.
So sind auch die zunehmenden Krankmeldungen aufgrund von Rückenschmerzen als eine Begleiterscheinung unseres Lebensstils zu verstehen. In einer elektronischen Querschnittbefragung von 2019/20, die das Journal of Health Monitoring durchführte, gaben 61,2 % der Befragten an, in den letzten zwölf Monaten unter Rückenschmerzen gelitten zu haben. So komplex die konkreten Krankheitsbilder sein können, so vielfältig sind glücklicherweise auch die Therapiemöglichkeiten. Therapeutischer Yoga ist ein vergleichsweise gut untersuchtes komplementärmedizinisches Verfahren zum Lindern und zur Vorbeugung von Wirbelsäulenproblematiken.
Dennoch sei die pauschale Aussage, Yoga helfe garantiert bei Rückenschmerzen, mit Vorsicht zu genießen. Obgleich eine achtsame, sanfte und regelmäßige Yogapraxis nachgewiesenermaßen positive gesundheitliche Aspekte mit sich bringen kann, werden bereits bestehende Problematiken durch überehrgeizige oder unsachgemäß ausgeführte Bewegungen mitunter auch verschlimmert. Neben wissenschaftlichen Studien, die Yoga überwiegend als äußerst wirksam einstuften, sind in den letzten Jahren auch vermehrt Einzelfälle in den öffentlichen Diskurs gerückt, in denen von teilweise schwerwiegenden Komplikationen im Rahmen der Yogapraxis berichtet wurde. Daher ist es grundsätzlich immer wichtig, auch mögliche Risiken im Fokus zu behalten. In Metaanalysen relativiert sich das Bild der Nebenwirkungen jedoch schnell wieder. Tatsächlich kann man nicht davon ausgehen, dass Verletzungen beim Yoga signifikant häufiger auftreten, als das bei anderen Sportarten der Fall ist.
Worin genau besteht also die heilsame Wirkung des Yoga? Welche Faktoren tragen dazu bei, dass die Praxis sich wohltuend auf Körper und Geist auswirkt? Und mit welchen Herausforderungen sind Yogalehrende und Teilnehmende in Kursen und Einzelsettings konfrontiert, wenn es […]