Das Verhältnis des Menschen zum Tier im Lichte der Ethik: Ein neues Buch der Harvard-Professorin Christine M. Korsgaard zeigt unsere moralischen Pflichten auf.
Trotz der Krise fand es auch in diesem Jahr wieder statt: Das Sweetwater Rattlesnake Roundup in Texas – eine der unzähligen Veranstaltungen weltweit, bei denen Menschen Tieren Leid zufügen und sich daran weiden und belustigen. Das unrühmliche Event gestaltet sich wie folgt: Tausende von Klapperschlangen werden vorab dafür gefangen, indem man hinterhältig Benzin in ihre Höhlen gießt. Dann werden sie ihres Giftes entledigt und in die Arena geworfen, wo sie noch mehr in Panik geraten und, in ihren Exkrementen zusammengepfercht, der darauffolgenden Enthauptung harren, die unter dem Johlen der Zuschauer ihren schaurigen Lauf nimmt. Während sich ähnliche Festivitäten etwa in Pennsylvania im Laufe der Zeit gewandelt haben und vom Töten der Tiere Abstand nahmen, ist das benannte Festival in Texas ebenso wie artgleiche Veranstaltungen in Alabama, Oklahoma und Georgia noch immer ein einziges Gemetzel. Die enthaupteten Tiere werden für Fotos herumgereicht, Zuschauer versuchen sie mit eigenen Händen zu häuten und verewigen ihre blutigen Händeabdrücke anschließend an einer dafür vorgesehen Wand.
Ein anderes Szenario, dieselbe menschliche Stumpfheit und Boshaftigkeit: Als ich mich vor Kurzem in einem Land mit hoher Straßentierpopulation in einer Seitenstraße etwas abseits der von meinen dortigen Freunden betreuten Futterstellen um hungrige Straßenkatzen kümmerte, forderte mich ein Anwohner ungehalten auf, dies zu unterlassen. Es handele sich schließlich um eine Wohngegend für Menschen. Die Tiere würden stören, insbesondere, da viele sterben und von den Kadavern dann Gestank ausgeht. Solche Bemerkungen sind alles andere als ein Einzelfall. Und es vergeht kaum ein Tag, an dem Kollegen aus dem Straßentierschutz nicht von vergifteten, verstümmelten, angeschossenen, erschlagenen, hinter dem Auto hergeschleiften, vergewaltigten oder an der Kette verhungerten Tieren berichten.
Das Leid existiert aber auch ganz nah vor unserer Haustür – in vielen Ställen und in den Schlachthöfen, in den Legefabriken, hinter den Türen der Tierversuchslabore, in den Tiertransportern. Und es setzt sich global fort – in der Lederindustrie und auf den Pelzfarmen, auf den Wet Markets und auf den Blutfarmen, wo man Eseln den Kopf einschlägt, auf den Gallefarmen und an all den Stätten des Grauens, die schon Thema dieser Kolumne waren.