Der vierte Brahmavihara ist die Gelassenheit. Doch wie kann man Gleichmut und innere Ruhe auch gegenüber denjenigen Mitmenschen bewahren, die uns immer wieder in ihre Dramen verwickeln? Die Antwort ist ein gesunder Abstand, der Raum für Empathie schafft.
Upekkha ist die letzte der vier strahlenden Wohnstätten (Brahmaviharas) und bringt die kühlende Qualität des Friedens. Man sagt, dass Upekkha die „Aussicht auf das Tal“ ist – mit anderen Worten bringen wir in einer gesunden Weise Abstand in eine Situation. Wir könnten auch das Bild eines leuchtenden Raums wählen. Der Raum ist nicht leer oder ohne Empathie, sondern gefüllt mit Liebe. Upekkha wird auch als „Gleichmut“, „Gelassenheit“ oder „innere Ruhe“ übersetzt und kann sich manchmal als Gleichgültigkeit verkleiden (ein Nahfeind!). Für mich ist dies ein sehr wichtiger Brahmavihara.
Warum Abstand manchmal wichtig ist
Manchmal nehmen wir fälschlicherweise an, dass Menschen, die uns nahestehen, wie zum Beispiel unsere Familie, uns in jeder Hinsicht nah sein müssen. Ich verwende und lehre hingegen das folgende Beziehungsmodell, damit wir unsere Beziehungen besser zu verstehen und zu navigieren lernen:
Beziehungen sind wie konzentrische Kreise mit uns selbst im Mittelpunkt. Wir sind in dem Glauben aufgewachsen, dass unsere Lieben, wie Familie und enge Freunde, in unserer Nähe, nämlich im Zentrum – d.h. im ersten oder zweiten Ring – sein sollten. Zudem setzen wir diese Art der Nähe mit Liebe gleich. Ich glaube nicht, dass das wahr ist. Manchmal ist es erforderlich, jemanden etwa in den fünften Ring oder sogar noch weiter hinaus zu setzen, um ihn lieben zu können. Solange diese Person in einem destruktiven Verhalten gefangen ist, das uns, andere und vielleicht sogar sie selbst verletzt, müssen wir den Abstand erhöhen, um in der Lage zu sein, sie zu lieben. Die einzigen Menschen, die wir nahe bei uns haben wollen, sind jene, die ebenso für unser Wachstum engagiert sind wie wir für ihres. Wer uns wiederholt verletzt, gehört nicht in den ersten Kreis. Eine gesunde Beziehung ist die Maßgabe für die passende Platzierung der Person innerhalb dieses Modells. Manchmal ist dies sogar ein physischer Prozess, in dem wir uns wortwörtlich aus ihrer Reichweite entfernen. Ganz besonders dann, wenn eine körperliche Form der Verletzung stattfindet. Wenn physische Distanz jedoch nicht möglich ist, muss der Prozess der Distanzierung in […]