Sie ist wieder da, die Möglichkeit, mit anderen Menschen gemeinsam im Präsenzunterricht Yoga zu praktizieren, Partys zu feiern oder essen zu gehen. Was für ein Geschenk. Gleichzeitig haben viele Menschen das Gefühl, einer totalen Reizüberflutung ausgesetzt zu sein. Achte deshalb gut auf deine wahren Bedürfnisse. Denn: den Post-Lockdown-Burnout gibt es wirklich!
Eigentlich gibt es nichts Schöneres, als sich nach der langen Zeit der Isolation und des Lockdowns mit Freunden im Biergarten oder Restaurant zu treffen. Auch der lang ersehnte Präsenzunterricht ist wieder möglich. Die warmen Tage genießen. Gemeinsamkeit erleben. Das Leben im Moment erfahren. Freundschaften hautnah erleben. Das alles haben wir so sehr vermisst. Und gleichzeitig erfahre ich selbst – und auch andere Menschen, – dass man / frau sich sehr schnell überfordert fühlt.
Den Post-Lockdown-Burnout gibt es wirklich!
Nach den vielen Monaten, die wir in einer Ausnahmesituation verbracht haben, fällt es mir und anderen Menschen schwer, wieder unter die Leute zu gehen. Ich glaube, dass wir nicht vergessen dürfen, dass diese Zeit eine sehr tiefe und umfassende Wirkung auf uns gehabt hat. Auch wenn es paradox klingt, wir müssen uns erst wieder daran gewöhnen, wieder so viel direkten Input zu erfahren. Wir waren alle mehr oder weniger Monate lang im Retreat. Im Rückzug. Wer schon einmal ein Retreat besucht hat, der weiß, dass es auch hier einen sehr sanften, liebevollen Umgang mit sich selbst braucht, um den Transfer in den Alltag gut zu bewerkstelligen. Genauso verhält es sich für mich nun mit der Wiederkehr in den Alltag.
Wie kann ich mit dem Post-Lockdown-Burnout umgehen? Sei gut zu dir!
Die letzten Monate waren für alle Menschen auf die eine oder andere Weise eine große Herausforderung. Diese Erfahrung möchte integriert werden. Schenke dir deshalb immer wieder genügend Zeit, um all die direkten Begegnungen zu verdauen. Lass dir Zeit. Sei gut zu dir. Vergiss nicht immer wieder zu erspüren, ob du gerade wirklich so viele Menschen vertragen kannst. Nimm dir die Zeit, dich selbst immer wieder zu besuchen, bevor du andere Menschen triffst. Nur dann, wenn du in einem guten Kontakt mit dir selbst bist, kannst du sehen, was gerade ansteht – und was nicht.
Durch die letzten Monate kamen viele Menschen im Außen zur Ruhe. Sie waren froh, dass Reisen, Konzerte, Veranstaltungen usw. ausfielen. Freunde und Bekannte sagten mir, dass sie zu sich selbst gekommen sind. Einige kamen in dieser Zeit erstmalig bei sich an. Natürlich gab es auch viele, die mit dieser Isolation, dieser Ruhe, vollkommen überfordert waren.
Mach langsam und nimm dir Zeit für dich selbst
Wir hatten endlich mal wieder Zeit für uns selbst. Wir konnten uns um unsere Wohnung oder unser Haus kümmern. Wir haben ausgemistet. Wir haben Unerledigtes aufgearbeitet oder einfach mal auf dem Sofa abgehangen. Endlich mal kein schlechtes Gewissen haben, weil wir nicht in Urlaub gefahren sind. Schließlich war sonst auch keiner unterwegs. Wir mussten nichts vorweisen. Keine spektakulären Ferienziele nennen. Wir mussten auch nicht zu Yogafestivals fahren, aus Angst, den Anschluss zu verpassen oder nicht gesehen zu werden. Wir hatten Zeit. Zeit für uns. Zeit für den Moment. Zeit für das Sein. Und wir hatten die Ruhe, uns selbst zu fragen, wer oder was uns wirklich wichtig ist. Wir konnten feststellen, dass uns Menschen, mit denen wir Abende oder Wochenenden verbracht haben, gar nicht so abgingen. Wir hatten die Gelegenheit, uns selbst zu begegnen. Zeit mit uns selbst zu verbringen. Was für eine wunderbare Möglichkeit. Was für eine Herausforderung. Was für ein Geschenk für denjenigen, der diese Zeit genutzt hat, um sich selbst zu besuchen.
Die neue Realität nach dem Lockdown:
Und jetzt ist wieder alles anders. Zumindest im Moment. Wir können wieder ausgehen. Wir dürfen wieder in die Oper gehen, uns auf Yogafestivals dehnen, strecken – und umarmen. Was für eine Wohltat. Endlich mal wieder Körperkontakt zu haben mit denjenigen, die uns am Herzen liegen. Freunde und Verwandte laden uns wieder zu Sommerfesten, Vollmondpartys und Geburtstagen ein. Viele möchten das Leben feiern. Den Moment genießen. Die Freiheit hochleben lassen. Das alles ist wunderbar und gehört zum Leben in einer Demokratie. Und trotzdem wird es wieder zu schnell zu viel von allem.
Deshalb möchte ich heute und an dieser Stelle ein paar Tipps geben, die dich darin unterstützen können, dich selbst nicht auf dem Weg zu einer Verabredung zu verlieren.
Tipps für den Umgang mit dem Post-Lockdown-Burnout
Achtsamkeit: Höre bewusst in dich hinein
Achtsamkeit ist in aller Munde, aber leider nicht in jedem Geist. Wenn wir ganz bei uns ankommen wollen, kommen wir um sie nicht herum. Nur dann, wenn wir unsere eigenen Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen wahrnehmen, werden wir in Kontakt kommen mit den eigenen Bedürfnissen. Nur dann können wir wahrnehmen, was wir selbst wirklich wollen und brauchen. Achtsamkeit ist eine Übung und es ist eine Lebenshaltung. Eine Übung ist sie dann, wenn wir lernen, unseren Fokus auf eine einzige Sache zu richten und diese dann wertfrei, offen und interessiert betrachtet. Keine leichte Übung, aber möglich ist sie. Achtsam zu sein bedeutet auch, dass wir das, was wir wahrnehmen, ernst nehmen. Wenn du zum Beispiel eine Einladung zu einem Fest erhalten hast, du aber kein gutes Bauchgefühl hast, dann solltest du es ernst nehmen. Schließlich weiß dein Bauch besser, was du brauchst, als dein Verstand. Oder?! Wenn du dir nicht sicher bist, dann erinnere dich an Situationen in deinem Leben, in denen du ein ungutes Bauchgefühl hattest und du dich dagegen entschieden hast….
Was sagen deine Empfindungen?
Es lohnt sich also, den eigenen Empfindungen mehr Achtsamkeit zu schenken und diese ernst zu nehmen.
Achtsamkeit spielt aber auch noch in einem anderen Bereich eine wichtige Rolle: in der Begegnung mit anderen Menschen. Durch die Pandemie kam es zu einer großen Spaltung in der Gesellschaft. Geimpft-ungeimpft. Coronaleugner-Regierungsbefürworter. In Familien und Freundeskreisen kam es zu Brüchen. Uns jetzt wieder aufeinander zuzubewegen ist eine große Herausforderung. Es braucht viel Feingefühl, Geduld, Kommunikationsgeschick und Achtsamkeit.
Geh offener und wertfreier mit dir selbst oder deinen Mitmenschen um
Viele Menschen haben sich im letzten Jahr in den Wirren polarisierender Medien verloren. Wir selbst sind jetzt aufgefordert, wieder in die eigene Mitte zurückzufinden. Und das ist für viele Menschen keine leichte Übung. Aber: Es ist möglich! Wenn es dir möglich ist, dir selbst und anderen Menschen wieder offener und wertfreier zu begegnen, wird das Leben schöner. Es wird wieder ein Gefühl von Verbundenheit entstehen und möglicherweise wird es dieses Mal sogar tiefer und verbindlicher sein.
Verbinde dich mit deinem Bauchgefühl!
Allem voran bist du aber aufgefordert, dir selbst näher zu kommen. Dich selbst mit deinem Herzen, mit deiner Intuition und mit deinem Bauchgefühl zu verbinden, ist die Aufgabe, die es dir möglich machen wird, leicht und entspannt durch diesen Sommer zu kommen.
Versuche deshalb immer wieder – von Moment zu Moment – zu bemerken, worauf deine Meinung über dich selbst, andere Menschen und das Leben begründet ist. Achte immer wieder darauf, – am besten von Tag zu Tag – zu entscheiden, was deine wahren Bedürfnisse gerade sind. Wenn du dies tust, kannst du überholte und alte Denkmuster über dich selbst und andere Menschen neu überdenken und möglicherweise loslassen. Stattdessen kannst du neue, wertschätzende und aufbauende Ansichten über dich selbst, andere Menschen und das Leben in dein Bewusstsein integrieren.
Post-Lockdown-Burnout: Ein kraftvolles Mantra für dich
Mein Lieblingsmantra lautet: Achtsamkeit fängt da an, wo Bequemlichkeit aufhört.
Aber das alles ist nur möglich, wenn du dir immer wieder Zeit für dich nimmst. Mein Lieblingsmantra lautet: Achtsamkeit fängt da an, wo Bequemlichkeit aufhört. Nimm dir immer wieder genug Zeit für dich. Auch jetzt und vor allen Dingen jetzt, wenn das Leben wieder freier und offener wird. Verzichte nicht darauf. Egal, wie verlockend die Ablenkungen im Außen erscheinen. Deshalb: Pass auf dich auf!
Zum Weiterlesen:
Doris Iding. Erleuchtet in drei Atemzügen. Irisiana Verlag. 2021