Die Würde des Menschen ist unantastbar. So sagt man. Es gibt also eine geheimnisvolle Würde in uns, die als unantastbares Prinzip von nichts und niemandem berührt, verletzt, besessen, beeinflusst, erpresst, diskriminiert oder übernommen werden kann. Die Würde genießt sozusagen Immunität, weil sie gegenüber den wandelbaren Kräften der Welt immun ist. Somit ist sie ein unwandelbares Prinzip, das dem metaphysischen Atman, der All-Seele entspricht.
Der Atman ist das höhere Selbst in den Wesen. Er wurde nie geboren und stirbt auch niemals. Er ist ursachenlos, unwandelbar und ohne Eigenschaften. In sich selbst ruhend, strahlt er als das ewige, unendliche Prinzip des Seins. In der Bhagavad-Gita heißt es: „Waffen schneiden es nicht, Feuer verbrennt es nicht, Wasser benetzt es nicht, und der Wind trocknet es nicht …“ Heute würde man hinzufügen „… und Viren infizieren es nicht.“
Atman ist der „Immun“ in uns. Ein Mensch, der die Identität mit dem Atman erlangt, wird in der heiligen Überlieferung als Muni bezeichnet, als ein Wesen, das heil ist, das „im-mun“ lebt. Der Muni hat die Schwelle zur „großen Stille“ des Mauna gemeistert. Er hat die Schallmauer zur Stille durchbrochen und die Heiligkeit des Seins verwirklicht. An der Schallmauer des Mauna werden die Erreger und Erregungen des Lebens, also alles, was äußere „Schal-e“ bleiben will und nicht zum wesentlichen Kern des Lebens transzendiert, lärmend zurückgeworfen auf jene, die sie ausgesandt haben. Der munische Mensch lebt ganz in der Identität mit dem Atman an einem durch ausreichend geistige und seelische „Muni-tion“ vor allen Angriffen und Übergriffen geschützten inneren Ort (lat. = munitio).
Wenn der Mensch sich jedoch, wie in kali-yugischen Zeiten üblich, von seinem atmischen Wesen entfremdet und es verleugnet, ist er nicht mehr von der unantastbaren Quelle des Atman genährt und geschützt. Diese durchströmt ihn mit dem immunisierenden Elixier des lebendigen Lebens (Prana) bis in seine äußere, physische Körperhülle hinein und verleiht ihm den lichtvollen Glanz der Würde und des Heilseins. Ohne diese verliert er seine Immunkraft und damit seine Würde und Unantastbarkeit. In der Folge ist er ohne Orientierung den übergriffigen, spaltenden und fremdbesetzenden Kräften in unserer Welt schutzlos ausgeliefert. So wird der Mensch, der seine atmische Würde verloren hat, antastbar und damit verletzlich und anfällig für Krankheiten.
Doch Hilfe ist nah. Ein intelligentes Mittel, das die natürliche Schöpfung bereithält, um das verlorengegangene Gleichgewicht zu bemerken und zu korrigieren, können Viren sein. Diese sind als „not-wendiger“ Teil der Schöpfungsmatrix mitnichten etwas Böses. Im Gegenteil: Als spiegelbildliche Erscheinung „fremder Programme“ signalisieren sie bzw. informieren und erinnern sie uns, wenn die Verbindung zum inneren „Immun“ alias Atman geschwächt oder verlorengegangen ist. Sie zeigen auf, dass es in der Vergangenheit zu massiver Überstülpung und Fremdbesetzung gekommen sein muss. Ihre Invasion fordert uns daher auf, aus dem Zentrum unseres ureigenen, authentischen Wesens, aus dem Immun heraus, eine Immunantwort hervorzubringen, und ihnen damit zu begegnen. Diese Antwort kann nur jeder in sich selbst finden. Im infektiösen Geschehen ist der Mensch also gefordert, sich selbst in der Tiefe seiner All-Seele (Atman) ein Stück mehr in seinem wahren Wesen zu erkennen, und sich zu seiner wahren Identität zu bekennen, um in seiner einzigartigen Gestalt als Homo muni in der Welt Erscheinung zu werden.
Im Kontext dieser metaphysischen Anschauung initiiert ein Virusgeschehen, das nicht unterdrückt wird, auf natürliche Art und Weise das Prinzip des Atma-vichara, der sogenannten Selbst-Erforschung. Im meditativen Prozess des Atma-vichara wird immer wieder die Frage gestellt: „Wer bin ich wirklich in meinem Wesen?“, jenseits aller falschen Vorstellungen, falschen Identifikationen und Überlagerungen. Diese Frage wird sich, da sie auf den höchsten Dharma hinweist, irgendwann jeder Mensch stellen müssen, der dem sklavischen Befolgen von Fremdbestimmungen und Einflüssen überdrüssig geworden ist. Der sich seiner Gefangenschaft und Anhaftung an eine von Menschen gemachte Matrix (Maya) bewusst wird, die in unseren Zeiten zum Großteil aus unlauteren, dichten, spaltenden und manipulativen Kräften gewoben ist. Und der in seinem Inneren zum Souverän des eigenen Lebens erwachen und den initiatischen Weg der Selbstermächtigung und Freiheit gehen möchte, um dem eigenen Dharma als göttliches Geschöpf in einer göttlichen Schöpfung unmaskiert Gestalt zu verleihen.
Diese Frage wird keiner für uns beantworten können, außer wir selbst. Glaube nicht jenen, die behaupten, es gäbe eine vorgefertigte, „auf Fakten gecheckte“ Antwort dafür, die man nur brav wiederkäuen müsse. Prüfe im Inneren deines Herzens, wenn erzählt wird, man brauche nur, um sich zu „im-muni-sieren“, quasi zwischen Tür und Angel ein materielles Mittel zu sich zu nehmen, und die Angelegenheit wäre damit erledigt. Eine wahre Immunantwort aus der Tiefe unseres Wesens erkennen wir daran, dass sie den Menschen dem ewigen Prinzip des „Erkenne dich selbst“ ein Stück näherbringt. Und daran, dass sie den Menschen nicht maskiert, verdichtet, verpfropft und schwächt, sondern erweckend und befreiend ins Fließen bringt und mit der liebenden, lichtvollen, heilen Essenz des Lebens verbindet.
Dies ist ein unbequemer, schmaler Pfad, zu dem keine Autobahn und keine Massenveranstaltung hinführt. Auf dem jedoch am Ende die lichtvolle Fülle eines Lebens in Satya – in wahrhaftigem Sein – zur Gewissheit wird.