Sri Anandamayi Ma: Die indische Heilige war von Kindheit an auf besondere Weise mit dem Göttlichen verschmolzen und berührte die Herzen und Seelen unzähliger Menschen.
„Wer ist es, der liebt und der leidet? Er allein führt ein Spiel mit Sich Selbst auf; wer existiert außer Ihm? Das Individuum leidet, weil es die Dualität wahrnimmt. Es ist die Dualität, die allen Kummer und alle Trauer verursacht. Entdecke den Einen überall und in allem, und Schmerz und Leiden werden ein Ende haben.“
Sri Anandamayi Ma
Sri Anandamayi Ma (1896–1982) war eine der größten indischen Heiligen des 20. Jahrhunderts und ein Mysterium, das mit dem menschlichen Verstand nicht wirklich erfasst werden kann. Von Geburt an glückselig und gleichmütig, führte sie ein Leben in totaler Hingabe und kompletter Einheit mit dem göttlichen Willen. Swami Sivananda, Gründer der indischen Divine Life Society, beschrieb sie als „die perfekteste Blume, die der indische Boden hervorgebracht hat“; der jesuitische Zen-Meister Pater Enomiya-Lasalle sagte: „Ma tut mehr für den Weltfrieden als alle Politiker und Friedenskämpfer zusammen.“ Sri Anandamayi Ma vollbrachte in ihrem ungewöhnlichen Leben viele Heilungen und Wunder und inspirierte unzählige Menschen auf dem spirituellen Weg mit ihrer Botschaft der Einheit. In den 1920er Jahren verliehen ihre Anhänger ihr den Namen Anandamayi („aus Glückseiligkeit bestehend“), um ihren immerwährenden Zustand göttlicher Freude zu beschreiben.
Kindheit
Sri Anandamayi Ma wurde als Nirmala Sundari Devi („makellose, schöne Göttin“) am 30. April 1896 in einem kleinen ostbengalischen Dorf namens Kheora im heutigen Bangladesch geboren. Ihre Eltern waren edelgeborene, fromme Brahmanen, die jedoch in großer Armut lebten. Nirmalas Vater Bipin Bihari Bhattacharya neigte zur Askese und war ein hingebungsvoller Kirtan-Sänger. Obgleich verheiratet, war er innerlich sehr losgelöst vom Familienleben und verbrachte die meiste Zeit mit spirituellen Übungen. Oft war er monate- oder sogar jahrelang von zu Hause fort auf Pilgerreisen. Es heißt, dass er, als eines Tages ein Sturm das Dach des Familienhauses hinwegriss, unbeeindruckt im Regen weitersang. Auch Nirmalas Mutter, Mokshada Sundari Devi, war für ihre spirituelle Hingabe bekannt.
Nirmala hatte, wie ihr Vater, schon als kleines Kind eine große Vorliebe für das Singen von religiösen Liedern und verfiel in ekstatische Zustände, wenn sie diese auch nur von Weitem hörte. Oft war sie abgelenkt und starrte ins […]