Die Unausweichlichkeit des Todes löst bei den meisten Menschen Angst und Verdrängungsmechanismen aus. Doch wenn wir uns dieser Wahrheit bewusst stellen, kann sie unserem Leben mehr Tiefe geben und uns Dankbarkeit lehren.
Meditation beinhaltet nicht nur die Kunst, das Gedankenkarussell zur Ruhe zu bringen. Der deutsche Wortursprung kommt vom lateinischen meditatio und bedeutet u.a. besinnliches Nachdenken. In diesem Sinn ist im Buddhismus nicht nur die Reflexion über grenzenlose Liebe (Metta-Bhavana) eine wichtige spirituelle Praxis, sondern auch die Kontemplation über den Tod (Marananusati).
Natur als Spiegel
Die Natur und die Jahreszeiten halten uns einen Spiegel der Vergänglichkeit vor Augen. Jeder Jahresabschnitt steht für eine bestimmte Lebensphase: der Frühling für Geburt und Jugend, der Sommer für die Lebensmitte und die Umsetzung von Lebenszielen, der Herbst für das Ernten der Früchte und für das Loslassen im Lebensabend, und der Winter für den endgültigen Abschied.
Sterben als natürliches Phänomen
Bei genauerer Betrachtung deiner Umwelt wirst du beobachten, dass nicht nur Veränderung ständig passiert – und das Einzige ist, was fortdauert –, sondern auch völlige Auflösung immanent da ist. Es berührt dich vielleicht wenig, wenn du eine tote Fliege, einen überfahrenen Igel oder einen abgestorbenen Baum siehst. Es kann sogar wunderschön anmuten, wenn im Herbst der erste Frost sein silbernes Kleid über die Landschaft legt, auch wenn dies das Todesurteil für unzählige Tiere und Pflanzen ist. Und jene Lebewesen, die nicht in dieser schicksalhaften Nacht erfroren sind, werden den nahenden Winter oder das nächste Jahr oder Jahrzehnt nicht überleben. Wenn du über die Medien von tödlichen Unfällen, Naturkatastrophen oder Kriegen erfährst, dann wird dich das nur so lange berühren, bis die nächste „breaking news“ oder der Alltag deine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, und die nie gekannten Toten in unbekannten Gegenden werden schon bald in Vergessenheit geraten.
Wenn dir in einem klaren Moment bewusst wird, dass alles in deinem Leben und auf diesem Planeten vergänglich ist – wirklich alles –, dann erahnst du, dass nichts, was du täglich erlebst, selbstverständlich ist.
Der Tod als unausweichliches Schicksal
Unter diesen Umständen wird dir und den meisten Menschen klar, dass der Tod einfach zum Leben gehört – und trotzdem wird jeder irgendwann einmal mit einer unangenehmen Grenze konfrontiert: nämlich mit jener, an der das Sterben nicht mehr als ein […]