Turiya, der vierte Zustand – jenseits der Zersplitterung unseres Wesens wartet die ursprüngliche Ganzheit und Einheit.
Alles ist AUM, uranfängliche Schwingung, sagt die Mandukya-Upanishad. Das Sein ist Klang und das heilende Licht darin. Zahllose Schöpfungsgeschichten der Menschheit, zeitlos und interkulturell geteilt, zeugen von diesem Verständnis. Auch in der Genesis, dem Schöpfungsbericht der Bibel, finden wir diese vertraute Idee: Gottes Geist schwebt da über den Wassern, und seine Stimme erklingt, die sagt: „Es werde Licht!“
Wir sind ein Teil von AUM, ein Teil von Brahman, von ALLEM-WAS-IST, sind selbst aus Klang und Licht geschaffen. So ist es nur schlüssig, zu sagen, dass wir die Wirklichkeit des Seins in uns selbst finden können. Genau davon spricht die Mandukya nun, wenn sie sagt, dass Atman, unsere tiefste Wirklichkeit, eins ist mit Brahman. Doch warum auch immer, die Ganzheitlichkeit unseres Wesens ist zersplittert. Atman zeigt sich in unserem Geist in vier Facetten. Drei davon repräsentieren nur einen Ausschnitt unserer Ganzheit, der vierte erst verbindet uns wieder mit ihr. Die ersten drei werden mit AUM in Verbindung gebracht. Der vierte ist die Stille danach.
Das A in AUM steht für Vaishvanara, unser Wachbewusstsein. Dies ist der uns vertrauteste Aspekt von Atman. „Wer den Wachzustand versteht“, sagt die Mandukya-Upanishad, „verwirklicht alle seine Wünsche und wird Erster unter den Menschen.“ Ist es nicht tatsächlich so, dass, wer die Spielregeln in dieser physischen Welt am besten beherrscht, am weitesten kommt, am meisten Name and Fame ernten kann? Die moderne Industrie-Zivilisation glaubt – übrigens als einzige Kultur der Menschheit! –, dass allein der Wachzustand die Wirklichkeit spiegele.
Das U in AUM, Taijasa oder der Traumzustand, genießt in unserer Kultur hingegen nicht den Ruf, ein Reich zu sein, in dem tiefere Wahrheiten auf uns warten. Das sieht die Mandukya anders, wenn sie uns wissen lässt, dass, wer den Traumzustand beherrsche, „große Weisheit und die Achtung aller Menschen“ erlange. Das war in schamanischen Kulturen tatsächlich so – und in diesem Sinne waren auch die alten Rshis Schamanen, die von inneren Entdeckungsreisen ihre Botschaften mitbrachten. Auch Patanjali begriff den Traum als einen Weg, jenen inneren Frieden zu finden, der das große Ziel des Yoga ist. Doch die Weisheit des Träumens gilt den meisten modernen Menschen nicht viel. Wurden wir in der Schule gelehrt, […]