Antje Herrberg setzt sich seit mehr als 20 Jahren für Frieden in Krisengebieten ein und arbeitete als Mediatorin u.a. für die Vereinten Nationen. Mit YOGA AKTUELL sprach die Friedensaktivistin, die ein Yogastudio im Brüsseler EU-Viertel leitet, über die Rolle des höheren Bewusstseins der Verbundenheit, das einen Raum ohne Hass erschafft.
Die Belgierin Antje Herrberg hat ihr Leben der Friedensarbeit gewidmet. Dabei gelingt ihr ein großer Spagat: Sie lehrt Friedensmediation in der Diplomatie, ohne dabei das Höhere Selbst auszuklammern. Was sie über ihren Weg zu diesem verbindenden, die rein intellektuelle Ebene transzendierenden Ansatz und über ihr Verständnis von Ahimsa erzählt, hat uns zutiefst beeindruckt.
INTERVIEW
YOGA AKTUELL: Bevor du zum Yoga gekommen bist, hast du dich bereits auf der ganzen Welt für den Frieden eingesetzt. Worin genau bestand deine Arbeit?
Antje Herrberg: Seit den 1990er Jahren setze ich mich weltweit für den Frieden ein. Das begann, als ich 1989 von Amerika nach Deutschland zog, um die Wende aktiv mitzuerleben, und mich dann – nach meinem Studium im zerrissenen Irland – 1995 für Demokratieförderung und Konfliktschlichtung in Russland und Tschetschenien engagierte.
Später spezialisierte ich mich darauf, Menschen zusammenzubringen, die von der Kluft des Kalten Krieges oder anderen Konflikten getrennt waren. Dann arbeitete ich für den Nobelpreisträger und früheren finnischen Staatspräsidenten Martti Ahtisaari, mit dem ich aktiv Friedensverhandlungen mitplante, mitgestaltete und diesen auch beiwohnte. Ich spezialisierte mich auf bewaffnete Konflikte und war dementsprechend an vielen Kriegsschauplätzen der Welt zu finden – immer darauf bedacht, faire Prozesse im Interesse der Konfliktparteien zu gestalten, anstatt im Interesse der westlichen oder geopolitischen Mächte. Das war allerdings ein Kampf gegen Windmühlenflügel. In meiner Arbeit bei den Vereinten Nationen agierte ich in einem Friedensmediations-Bereitschaftsdienst (UN Standby Team for Mediation) und war spätestens 72 Stunden nach Bescheid aus New York in einer Krisenregion, um Sonderbeauftragte zu unterstützen, Vorverhandlung durchzuführen, Situationen zu analysieren. Oft habe ich versucht, mit den Akteuren vor Ort zu arbeiten, um sie fair zu involvieren. Allerdings oft vergeblich. Ich habe in mindestens 13 Ländern Friedensverhandlungen mitbegleitet, habe in vielen dieser Länder Führungspolitiker und Konfliktparteien getroffen und kennengelernt.
Yoga und Meditation waren in meiner Arbeit eigentlich immer mit dabei, manchmal mehr und manchmal weniger. Aber eher als ein Instrument, um meine Nerven nicht zu verlieren. Denn […]