Walter Tirak Ruta gibt die Lehren von Sri Sri Sri Satchidananda Yogi weiter, der 45 Jahre als Schweigender lebte. Im YOGA-AKTUELL-Interview erzählt er, wie der Inder durch seine besondere Art der Präsenz unterrichtete, was er über die Kriyas des Hatha-Yoga lehrte und welche Bedeutung das Fasten für ihn hatte.
Als Walter Tirak Ruta mir sagte, er würde nach Straßburg kommen, wollte ich seiner Einladung unbedingt folgen, um den herzlichen und kraftvollen Hatha-Yogi aus Norditalien wiederzutreffen. Der Workshop mit dem Thema Kshama wurde auf Französisch gehalten. Obwohl ich kein Französisch verstehe, wusste ich: Es geht hier nicht um die gesprochenen Worte. Schließlich hatte Walter viele Jahre mit seinem Meister Sri Sri Sri Satchidananda Yogi verbracht, der die letzten 45 Jahre seines Lebens ganz im Schweigen gelebt hatte. Walter Tirak Ruta gibt das Vermächtnis seines Lehrers auf liebevolle Weise weiter. Er hat auf Französisch und Italienisch schon mehrere Bücher über das Leben von Sri Sri Sri Satchidananda Yogi veröffentlicht. In Workshops unterrichtet er einen Hatha-Yoga, der, wie er es von seinem Guru gelernt hat, von vielen Wiederholungen, Kumbhaka und Bandhas sowie von Meditationen geprägt ist. Anders als sein Guru spricht Walter und rezitiert auch gerne Mantras.
Interview
YOGA AKTUELL: Walter, das Thema deines Workshops ist „Kshama“. Was bedeutet das?
Walter Tirak Ruta: Es geht darum, Geduld zu entwickeln. Es gibt die männliche Form der Geduld, diese heißt Titiksha. Es ist die Geduld, die z.B. ein Mönch gegenüber den Anstrengungen seiner Praxis aufbringt. Kshama hingegen ist die weibliche Form der Geduld, keine Angst hinsichtlich der Zukunft zu haben. Du weißt, alles ist da, und lässt geduldig alles kommen.
Um von einem schweigenden Yogi zu lernen, braucht es sicherlich auch viel Geduld. Wie war es möglich, von Sri Sri Sri Satchidananda Yogi zu lernen?
Ja, es forderte viel, sein Schüler zu sein, und für viele war es zu intensiv. Ich hatte Sri Sri Sri Satchidananda Yogi gesehen, spürte diese Liebe und wusste, ich möchte von ihm lernen. Zu dieser Zeit hatte ich einen sehr guten Freund, mit dem ich alles gemeinsam machte. Er konnte diesen Weg nicht mitgehen und sagte mir: „Walter, du wirst stundenlang meditieren, in aller Frühe aufstehen und lange auf dem Kopf stehen.“ Ich sagte: „Ja, das will ich“, und […]