Seitdem ihre umfassende heilsame Wirkung auch im Labor verifiziert wurde, ist Meditation endlich salonfähig geworden. Aber: Eine lange Meditation in Stille ist nicht immer für jeden das Richtige. Manchmal braucht es etwas anderes, um Körper, Seele und Geist in Einklang zu bringen.
Meditation ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Es wurde erforscht, dass sie den Blutdruck senkt, das Immunsystem stärkt, den Schlaf verbessert, die Konzentrationsfähigkeit erhöht, unser Stressempfinden verbessert, Gefühle wie innere Zufriedenheit und Liebe stärkt und uns bei der Kultivierung von Achtsamkeit und Mitgefühl unterstützt – vorausgesetzt, die Praxis erfolgt regelmäßig. Die Meditation spielt auch im Yoga eine zentrale Rolle, und man wusste im yogischen Kontext schon seit alten Zeiten um die wohltuende und heilsame Wirkung auf Körper und Geist.
Alles zu seiner Zeit
Aber nicht jeder Mensch findet während der Meditation zur Ruhe. Besonders Menschen mit traumatischen Erfahrungen können sich damit schwertun. „Die traditionelle Achtsamkeitsmeditation“, so Prof. Dr. Luise Reddemann, Psychotherapeutin, „kann meinem Eindruck nach für Betroffene eine Überforderung sein. Sie ist viel zu offen. Wenn man mit der Haltung sitzt, dass alles da sein darf, was ist, kann es passieren, dass unverarbeitete Erlebnisse hochkommen, und man weiß nicht, wie man damit umgehen soll. Dann sind die Patienten und Patientinnen den Erinnerungen ausgeliefert, und das kann retraumatisieren. Deshalb sollte man meiner Ansicht nach vorsichtig mit Achtsamkeitsmeditationen umgehen.
Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um traditionelle Formen der buddhistischen Achtsamkeitsmeditation handelt, oder um Achtsamkeitsmeditationen im Rahmen von MBSR (Stressreduktion durch Achtsamkeit). Patienten und Patientinnen, denen ich das angeboten habe, fühlten sich eher gestresst als unterstützt. Natürlich gibt es auch Menschen, die von dieser Praxis profitieren. Ich würde allerdings zu größter Vorsicht raten.“
Perspektiven wechseln
Es kann auch passieren, dass man bereits über eine langjährige Meditationspraxis verfügt und dann von einem Tag auf den anderen, ausgelöst durch den Ausbruch einer psychischen Erkrankung, nicht mehr in der Lage ist, an langen Meditationen teilzunehmen. So erging es Claudia (Name geändert, Anm. d. Red.), einer Yoga- und Meditationslehrerin. Sie selbst meditierte seit vielen Jahren jeden Morgen eine halbe Stunde und besuchte jedes Jahr ein 10-tägiges Vipassana-Meditationsretreat. Vor einigen Jahren bekam sie allerdings während eines Retreats plötzlich heftige Panikattacken, die über mehrere Monate wiederkehrten. Nach diesem Erlebnis konnte sie […]