Der Gesundheit auf der Spur – ein Ansatz, der eine neue, konstruktive Sichtweise eröffnet.
Der Begriff „Salutogenese“ taucht in letzter Zeit immer wieder auf. Er stellt, ganz vereinfacht ausgedrückt, die Frage: Was macht bzw. hält den Menschen gesund? Im Gegensatz zu: Was macht ihn krank? Letzteres wird mit dem bekannten Wort „Pathogenese“ bezeichnet, das „Krankheitsentstehung“ bedeutet. „Salutogenese“ ist eine relativ neue Wortschöpfung. Sie leitet sich vom lateinischen Wort salus her, das unter anderem Wohlbefinden, Heil, Glück, Sicherheit und Gesundheit bedeutet, und vom griechischen genesis (Entstehung, Ursprung).
Schöpfer des Ausdrucks und des dahinterstehenden komplexen Modells ist der amerikanisch-israelische Soziologieprofessor Aaron Antonovsky (1923–1994). Er wuchs in den Vereinigten Staaten auf, diente im Zweiten Weltkrieg in der US-Armee und wanderte Anfang der 1960er Jahre nach Israel aus. In Jerusalem beschäftigte er sich als Soziologe unter anderem mit Frauen aus Mitteleuropa, die zwischen 1914 und 1923 geboren waren. Einige von ihnen hatten Internierungen in Konzentrationslagern überlebt und sich trotz der extremen Belastungen dort eine gute geistige Verfassung bewahrt. Antonovsky schreibt dazu: „Den absolut unvorstellbaren Horror des Lagers durchgestanden zu haben, anschließend jahrelang eine Displaced Person gewesen zu sein (…) und dennoch in einem angemessenen Gesundheitszustand zu sein! Das war für mich die dramatische Erfahrung (…)“ – die ihn sein Konzept der Salutogenese entwickeln ließ. Es erregte seit Ende der 1970er Jahre in der Welt der Medizin und der Psychologie großes Aufsehen. Bis heute wird es als bedeutsames, innovatives Modell angesehen, das in seiner wissenschaftlichen Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen und ausgeschöpft ist. In den vergangenen Jahrzehnten wurde aber sehr viel damit gearbeitet. Es ist heute fester Bestandteil vieler Fachrichtungen wie Geriatrie, Jugendhilfe, Agrarwissenschaften, Ernährungslehre, Psychologie, Soziologie, Gesundheits- und Sportwissenschaften.
Der Begriff „Salutogenese“ taucht in letzter Zeit immer wieder auf. Er stellt, ganz vereinfacht ausgedrückt, die Frage: Was macht bzw. hält den Menschen gesund? Im Gegensatz zu: Was macht ihn krank?
Gesundheit als dynamisches Geschehen
Für Antonovksy schließen Salutogenese und Pathogenese einander nicht aus. Gesundheit ist für ihn kein passiver Gleichgewichtszustand, sondern ein aktives Geschehen, das sich zwischen zwei Polen bewegt: völlig gesund und sehr krank. Er versteht alle Menschen als mehr oder weniger gesund, auch schwer und chronisch Kranke – eine bis dato ungewöhnliche, sehr positive, mutmachende Sichtweise.
Als wichtigen schädlichen Faktor sieht […]