Wir alle brauchen es – das Gefühl, verstanden, geliebt und anerkannt zu werden. Wir wollen dazugehören. Über ein grundlegendes Bedürfnis, das ein Kompass für unser Handeln und unser Leben ist.
Ich gehe im Wald spazieren und halte einen Moment inne. Ich atme tief ein und aus. Ich lausche. Die Stille, die dort herrscht, berührt mich. Ein weiterer tiefer Atemzug, und ich spüre, wie der Wald mich aufnimmt. Ein dritter Atemzug in diesem grünen Tempel, und ich fühle mich wieder zu Hause. Ich gehe gerne und oft in den Wald, an einen See oder auf einen Berg. Ich erlebe mich als Teil der Natur. Als Teil der Erde. In der Natur, in der keiner versucht, mich zu manipulieren, fühle ich: Hier ist mein Zuhause. Dort, wo nicht nach Hautfarbe, Genderzugehörigkeit, Gehaltsklasse oder Impfstatus geurteilt wird, geht mein Herz auf. Hier fühle ich mich getragen von der Erde, genährt von der Luft und vereint mit den Wesen, die mir dort begegnen.
Ein grundlegendes Bedürfnis
Zugehörigkeit ist ein tief im Menschen verankertes Grundbedürfnis und Teil unserer menschlichen Existenz. Mit einem männlichen oder weiblichen Geschlecht und einer Hautfarbe ausgestattet, werden wir in eine Familie hineingeboren und gehören ihr an, und somit auch der Religion der Familie, ihrem sozialen Status und der umgebenden Kultur.
Deswegen müssen wir uns selbst diesem Status aber nicht zugehörig fühlen. Wenn unsere karmischen Umstände gut sind, dann können wir uns mit dem achtzehnten Lebensjahr offiziell von bestimmten Zugehörigkeiten wie derjenigen zur Herkunftsfamilie lösen und ausziehen. Oder aber wir treten aus der Religion aus und gehen in eine Religionsgemeinschaft unserer Wahl. Innerlich kann der Austritt aus einer Gemeinschaft, in die wir hineingeboren wurden, schon viel eher passieren. Wenn wir aber Pech haben, müssen wir uns ein ganzes Leben lang in einer bestimmten Gruppe bewegen, ohne sie verlassen zu können. Wenn wir als Flüchtlinge geboren werden, kann es sein, dass wir ein Leben lang Flüchtling bleiben, auch wenn wir uns noch so sehr wünschen würden, einen anderen Status zu erlangen. Oder wenn Frauen in bestimmten Ländern beschnitten werden, weil es die Tradition einer Ethnie so vorschreibt. Die extremen körperlichen Schmerzen, die psychische Scham und den Verlust einer unversehrten Weiblichkeit müssen die Frauen dann bis an den Rest ihres Lebens allein mit sich […]