Wie du den inneren Keim eines Asana entdecken und seinen Sinngehalt ins Leben übertragen kannst, um tiefe Gefühle der Einheit und Verbindung zu erwecken – verdeutlicht am Beispiel Pashchimottanasana.
Im Allgemeinen will der Yoga eine Einheit von Geist, Seele und Körper herstellen. Welche Dimension befindet sich jedoch in diesem so einfachen und vielseitig gebrauchten Wort „Einheit“? Suchen nicht die allermeisten Personen, die Yoga praktizieren, eine Art Ausgeglichenheit, eine Form der Entspanntheit, eine Harmonie oder ein Wohlgefühl, und verbinden damit die Begrifflichkeit der Einheit von Geist, Seele und Körper? Indem man in der Übungspraxis dieses harmonische Gefühl der Ausgeglichenheit erstrebt, können eventuell im weiteren Verlauf mehr Ruhe und Entspanntheit im alltäglichen Leben erfolgen. Eine Yogastunde am Abend kann deshalb viele Personen zu einem ausgeglicheneren Energieniveau führen und den stressgeprägten, hektischen Arbeitsverhältnissen ein kleines Gleichgewicht gegenüberstellen.
In einer etwas anspruchsvolleren Interpretation der Begriffe von Geist, Seele und Körper drängt sich die Fragestellung auf, ob die Praxis mit Asana-Übungen nur ein besseres Energieniveau im Sinne einer Harmonie bereitstellt, oder ob die gewählte Übung eine größere Sinnfrage für das Leben erwecken und die Sehnsucht nach Einheit und Verbindung auf eine wachsende und progressive Stufe der Entwicklung führen kann. Jedes einzelne Asana, sei es beispielsweise Shirshasana, der Kopfstand, Pashchimottanasana, die vorwärtsbeugende Übung, oder der halbe Drehsitz, Ardha Matsyendrasana, hat in sich eine Art Samenkorn, ein Bija,1 mit geistigem Potenzial. Je mehr der Yogaübende dieses verborgene und geheimnisvolle Potenzial im Asana zu entdecken lernt, desto mehr erwacht in ihm ein freudvoller Lichtfunke, der sich sowohl beim Üben als auch im alltäglichen Leben beständig progressiv weiterbewegt. Die Asana-Übung fördert nicht nur manche Aspekte für eine gesundheitliche Erkraftung des Körpers, sondern sie kann darüber hinaus ein zauberhaftes lichtvolles Empfindungsleben eröffnen, das sich auf natürliche Weise mit dem Leben verbindet. Die Einheit von Geist, Seele und Körper zeigt sich deshalb in einfacherem Sinne durch harmonische, entspannte Gefühle und auf einer anspruchsvolleren Ebene durch die Entdeckung des tiefen Sinngehaltes – oder, anders ausgedrückt, durch die Wahrnehmung des seelisch-geistigen Keims in der spezifisch gewählten Bewegung. Wer das Bija, das geistige Samenkorn, im Asana entdeckt, erfährt es nicht nur im persönlichen Praktizieren, er erfreut sich darüber hinaus des neu aufgehenden Lebensgefühls, das sich unmittelbar wie ein Einheitsgefühl im Alltag offenbart.