Teil 2: Das Gleichgewicht des Systems als Gesamtheit und die Schlüsselrolle von Prana.
Das Wissen darüber, wie Energie akkumuliert und gelenkt werden kann, kommt in Prana-Vidya in einer höchst entwickelten und pragmatischen Form zum Ausdruck.
Hatha-Yoga-Pradipika
Yoga Shakti: Das erste Mal, dass ich mit Yoga – in der Form eines erhöhten Energielevels – in Berührung kam, war Mitte der 1980er Jahre in Kopenhagen. Als junge, suchende Frau mit einem frischen Abitur in der Tasche kam ich von einer mehrmonatigen Reise zurück in die dänische Heimat und meinte, ich sollte mich nun auf etwas konzentrieren. Einige Yogahaltungen kannte ich bereits von Sportstunden und vom Fitnessstudio. Dies veranlasste mich, in die Gelben Seiten zu schauen, wo mein Blick auf eine große Anzeige der Skandinavischen Yoga und Meditationsschule fiel. Diese betrieb (und tut es immer noch) ein ganzes Gebäude um einen Innenhof herum in der Fußgängerzone Kopenhagens, mit etlichen Unterrichtsräumen, auf mehrere Etagen verteilt, und einem Ashram im Obergeschoss.
Ich bemerkte schnell, dass es hier anders war. Diese von Kopf bis Fuß in Orange gekleideten Leute hatten eine Art elektrische Ausstrahlung, auch wenn sie nur dasaßen und im Unterricht mündliche Anleitungen von sich gaben. Der ganze Ort vibrierte elektrisch – die sorgfältige und hochwertige Einrichtung, die sinnlichen Gemälde an den Wänden, die leuchtenden Augen der vielen Schüler, und natürlich auch die immer aufgeweckt wirkenden Yogalehrer, die sichtlich alle am selben Strang zogen. Die Atmosphäre war einfach unwiderstehlich, und nach dem ersten Kurs wollte ich nur mehr davon haben.
So begann meine Entdeckungsreise durch die tantrische Yogatradition. Schnell belegte ich tiefgehende Kurse und Retreats am Kurszentrum Håå in Schweden. Das größte Highlight war ein dreimonatiges Retreat mit Prana-Vidya, einer Technik zur Verjüngung und Genesung, und die Einführung in den authentischen Kriya-Yoga, die Krönung der tantrischen Tradition. Naheliegend war es, mich anschließend zur Yogalehrerin ausbilden zu lassen.
Wer eine Yogaschule betreibt, weiß, dass es ein Beruf mit Dornen und Rosen ist. Dem anfänglichen Höhenflug der Begeisterung folgt ein Alltag mit Buchhaltung, Marketing, Putzen, Verwaltung usw. – wie in jedem Betrieb. Das Unterrichten und das Beisammensein mit den Schülern sind natürlich sehr belebende Momente. Nun gibt es im Yoga keine materiellen Garantien, aber es geht grundsätzlich um die Weise, wie wir etwas erleben – und wie wir auf […]