Merkmale einer wirkungsvollen Sadhana: Wie erkenne ich, ob ich Fortschritte in meiner spirituellen Praxis mache?
Der Meister sagte oft: Wenn du einen Samen pflanzt und ihn dann immer wieder ausgräbst, um zu sehen, ob er wächst, dann wird er nie wachsen. Du musst ihn im Boden lassen und täglich wässern – dann wird er mit Sicherheit wachsen. Genauso ist es mit dem Weg zu Gott: Pflanze den Samen der göttlichen Sehnsucht, aber grab ihn nicht ständig aus, um zu sehen, ob er wächst. Wässere ihn täglich mit Meditation und guten Taten. Schau auch zu, dass du ihn mit einer schützenden Hecke aus guter Gesellschaft umgibst. Bald wird dein kleiner Samen zu einem mächtigen Baum der Selbstverwirklichung heranwachsen, der jedem vorbeikommenden Wanderer Schatten und Schutz gibt.1
Nachdem wir in den ersten beiden Teilen dieser Serie die verschiedenen Aspekte der Sadhana sowie den yogischen Lebensstil beleuchtet haben, geht es nun um die Merkmale einer wirkungsvollen Praxis. Nehmen wir einmal an, dass wir täglich praktizieren. Vielleicht meditieren wir, üben Asanas, machen Pranayama, rezitieren Mantras und/oder lesen die vedischen Schriften. Wir praktizieren nun schon seit Monaten oder Jahren mit Hingabe und Aufrichtigkeit. Aber machen wir Fortschritte?
Vielleicht ist es im Bereich der Asanas am einfachsten, festzustellen, ob wir uns weiterentwickeln – wir merken es unter anderem an unserer Beweglichkeit und Ausdauer, und auch daran, dass wir uns leichter und tiefer entspannen können. Aber wie sieht es mit dem spirituellen Fortschritt aus? Wie können wir diesen erkennen? Müssen wir dazu Lichter in der Meditation sehen, mystische Töne hören oder Siddhis, übernatürliche Kräfte, entwickeln? Und wenn wir das nicht tun, bedeutet das dann, dass wir keine Fortschritte machen? Was ist spiritueller Fortschritt überhaupt? Mit diesen Fragen werden wir uns diesmal beschäftigen.
Offensichtliche und weniger offensichtliche Merkmale spiritueller Entwicklung
Der spirituelle Weg ist nicht einfach zu beschreiten, so wussten es schon die Weisen in Zeiten der Upanishaden. Noch schwieriger ist es allerdings, festzustellen, ob wir Fortschritte dabei machen. Wie so oft im Leben stellt uns das Ego auch hier ständig Fallen. Entweder wir unterschätzen uns („Ich kann nicht meditieren, deshalb fange ich erst gar nicht damit an“) oder wir überschätzen uns („Ich hatte eine Einheitserfahrung und bin jetzt erleuchtet!“) und entwickeln eine […]