Gefühle aus dem Blickwinkel der Integrativen Yogapsychologie: über Emotionen als Färbungen des Raumes unserer Wahrnehmung, ein breites Gefühlsspektrum als Aspekt psychischer Gesundheit und die Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit den eigenen Schatten.
In unserer Kindheit und Jugend erleben wir uns häufig in einem schillernd bunten Nebel aus unterschiedlichen Gefühlen, Empfindungen und Bedürfnissen. Alles ist, wie es ist. Schön, traurig, überwältigend, herausfordernd. Irgendwann entsteht dann die Frage: Wer bin ich in diesem Strom ständig wechselnder Erfahrungen? Und wenn ich mir meiner selbst klarer werde: Wie kann ich mich anderen zeigen, sichtbar und verständlich werden?
Der Zugang, welcher sich mir für diese Suche öffnete, führte zunächst über die Kunst. Künstler bringen sich nicht nur zum Ausdruck, vielmehr ist ihre Arbeit oft ein Ausdruck ihrer Suche nach sich selbst. Und wie bei der Selbstfindung geht es in der Kunst nicht um Schönheit oder Gefallen. Es geht um die Frage: Wie kann man das Wesen der Dinge, also auch sein eigenes, zum Ausdruck bringen?
Der frühere Ministerpräsident von Frankreich, Georges Clemenceau, sagte über seinen Freund Claude Monet: „Er hat das Licht gewählt, was nicht schlecht ist.“ Man könnte meinen, dass diese Perspektive eine sehr heilsame Wirkung hat. So heißt es bei Patanjali auch: „Unsere Psyche (Chitta) wird klar, wenn wir uns auf das innere Licht besinnen, welches vom Leiden unberührt ist.“ (YS I.36) Monet ergänzte seinen Freund Clemenceau an anderer Stelle. „Ich atme Blau ein und Rosa aus, was will man mehr?“
Die Gefahr in der Kunst ist, dass man sich zu sich selbst aufmacht, aber auch bei sich endet. So war Monet dafür bekannt, vor seiner Leinwand zu toben, zu schreien und zu weinen und zuletzt viele seiner Bilder zu zerstören. Wenn wir unsere Identität ergründen und dabei der Wahrheit treu bleiben wollen, müssen wir auch lernen, von uns loszulassen. Das Ich ohne Du und Wir ist eine Illusion. Erst im Loslassen entsteht das gesamte Bild. So erweiterte ich meine Suche und fand zum Yoga.
Welche Rolle spielen unsere Gefühle bei dieser Selbsterforschung? Sind sie ein Hindernis, oder gehören sie zum individuellen Ausdruck der Ganzheit? Trennen Gefühle mich nicht geradezu vom Selbst? Da gibt es ja nicht nur die verbindende Liebe, die lebendige Freude oder den unterstützenden Mut. Warum sollte ich meinen […]