Atemarbeit ist gefragt wie noch nie – immer mehr Menschen erkennen, dass sie ein Schlüssel zu den unterschiedlichsten Anliegen sein kann. Wir widmen dem bewussten Atmen eine neue Serie.
Wenn ich übers Atmen schreibe, muss ich manchmal an ein Gespräch denken, das ich vor einigen Jahren mit dem Leiter eines bekannten deutschen Verlages führte. Man hatte mich eingeladen, um darüber zu reden, welche Buchprojekte man als Nächstes angehen könnte. Ich sagte damals, dass ich ein Buch übers Atmen schreiben wollte, genauer gesagt über Pranayama, die Atempraxis des Yoga. Der Verlagsleiter mochte sich dafür jedoch nicht so recht begeistern: „Ein Buch übers Atmen? Das interessiert doch keinen!“, sagte er. So schrieb ich also mein erstes Atembuch für einen anderen Verlag. Zu meiner großen Freude lag der Verlagsleiter mit seiner pessimistischen Einschätzung völlig daneben, und gerade durfte ich ein drittes Buch zu dem Thema veröffentlichen.
Die Nachfrage rund ums Atmen in Theorie und Praxis wächst und wächst, immer mehr Menschen sind auf der Suche nach Atemwissen – und dies übrigens nicht erst seit der Atemwegskrise, die wir Corona nennen. Vielmehr begann die „Atemwelle“ schon geraume Zeit davor anzurollen. Bestseller wie James Nestors Anfang 2020 in den USA erschienenes Buch Breath zeugen davon. Corona mag dem Thema natürlich einen zusätzlichen Schub verliehen haben, was wohl vor allem daran liegt, dass viele Menschen nach einer Infektion noch länger unter gesundheitlichen Problemen leiden und sich von einer geeigneten Atempraxis Linderung versprechen. (Eine Hoffnung, die übrigens durchaus berechtigt ist, wie wir im Laufe der Artikelreihe, die mit diesem Beitrag startet, noch sehen werden.) Breathwork ist heute so en vogue, dass manche es „das neue Yoga“ nennen. Kein Bereich der Körperarbeit wächst schneller.
In gewisser Hinsicht mutet das doch amüsant an: Als hätten wir nicht immer schon geatmet und gewusst, dass ohne das Atmen nichts läuft im Leben. Worauf könnten wir auch weniger verzichten als auf diesen grundlegenden biologischen Prozess? In einem Interview wurde ich einmal gefragt: „Warum ist das Atmen so wichtig?“ Meine zugegeben etwas süffisante Antwort lautete: „Hör einfach mal ein oder zwei Minuten damit auf damit, dann weißt du es!“
Zu jedem Thema stelle ich eine einfache Übung vor, damit du einen Einstieg in deine individuelle Atemerfahrung findest – von der Atembeobachtung bis zur Atementspannung, […]