Teil 4: Bhakti-Yoga – religiöse Praxis wird zur Yogaübung.
Bhakti-Yoga und hinduistische Religion
Für die einen ist es wichtig, dass Yoga nichts mit Religion zu tun hat. Andere singen im Yogaunterricht mit Inbrunst religiöse Mantras des Hinduismus. Die Bhagavadgita zeigt, dass Yoga nicht unbedingt mit Religion verbunden sein muss, aber durchaus mit Religion verbunden sein kann. In den Blick kommt der in der Bhagavadgita gelehrte Weg des Bhakti-Yoga. Bhakti-Yoga beginnt mit religiöser Praxis, geht dann jedoch weit über jede Form von Religion hinaus. Dabei darf man allerdings nicht die Textstellen der Bhagavadgita zur Hand nehmen, durch die sie zur Bibel der Hindus wurde. Wie bei allen in dieser Reihe vorgestellten Wegen des Yoga ist der Blick auf die in die Gita eingeschobenen Texte des Yoga zu lenken. Nur hier wird gezeigt, wie religiöse Praxis zur Yogaübung transformiert werden kann. In der Praxis des Bhakti-Yoga sieht man von außen die Verehrung von Krishna oder anderen Gottheiten. Von innen übt der Bhakti-Yogi eine grundlegend neue Geisteshaltung. Nun geht es nicht um das Befolgen des Svadharma als das Kastengesetz, wie es der Hinduismus lehrt. Bhakti-Yoga fördert das Bewusstsein für den inneren Svadharma, die wahrhaft innere Bestimmung jedes einzelnen Menschen.
Im Bhakti-Yoga wird ein Lauschen nach innen praktiziert, um in den Tiefen menschlicher Existenz die verborgene, innere göttliche Stimme wahrzunehmen, die im Trubel des Alltags nicht wahrgenommen wird.
Von der äußeren zur inneren Hingabe
Der Sanskrit-Begriff Bhakti ist mit „Hingabe“ zu übersetzen. Dabei geht es im Bhakti-Yoga zu Beginn auch um Religion, das heißt, um den Glauben an eine außerhalb des Menschen vorgestellte Gottheit. Ob gesungen, gebetet oder ein Ritual durchgeführt wird, immer richtet sich die Hingabe auf eine je größere Realität, so wie in der Bhagavadgita der Protagonist Arjuna sich dem göttlichen Krishna als der von ihm verehrten Gottheit hingibt.
Die religiöse Hingabe bildet im Bhakti-Yoga jedoch nur den Beginn des Übungsweges. Bhakti-Yoga übt die Umwendung der Hingabe von außen nach innen. Im Bhakti-Yoga wird ein Lauschen nach innen praktiziert, um in den Tiefen menschlicher Existenz die verborgene, innere göttliche Stimme wahrzunehmen, die im Trubel des Alltags nicht wahrgenommen wird. Das Singen religiöser Lieder, das mit der Verehrung Gottes begann, wandelt sich zur Hingabe an das innere Göttliche, bis Bhakti […]