Das große Befreiungsmantra aus den Veden: über seine Schutzwirkung und über die Unsterblichkeit, die unsere wahre Natur ist, und auf deren Erkenntnis wir uns vorbereiten.
Das Mahamrtyunjaya-Mantra ist ein besonders altes Mantra, das in allen drei Veden vorkommt. Es gilt als großes (maha), den Tod besiegendes (mrtyunjaya) oder auch als Befreiungs-(Moksha-)Mantra. Es heißt, seine Kraft sei so groß, dass es einer Seele die Befreiung vom Tode selbst geben kann. Regelmäßiges Rezitieren soll den vorzeitigen Tod abwenden und bei ernsthafter Erkrankung den Sterbeprozess verlangsamen können. Auch während des Vibhuti – des Auftragens von heiliger Asche auf die Stirn oder den ganzen Körper – und als Japa wird das Mrtyunjaya-Mantra rezitiert.1 Außerdem wird es in Verbindung mit einem Homa (Feuerritual) zum Schutz verwendet. Der Mrtyunjaya-Homa ist Teil der vedischen Kultur und wird von den Angehörigen durchgeführt, wenn eine unvorhergesehene Krankheit aufgetreten oder das Leben eines Menschen in Gefahr ist. Dieses Japa-Mantra wird dabei für die Heilung des Erkrankten rezitiert.
Es ist ein Mantra, das uns hilft, zur wahren Natur der Seele zu erwachen, die größer ist als der Tod; die auch größer ist als dieses Leben in der physischen Welt.
Göttersage des Mantras
In den Puranas (den Geschichten und Anekdoten, die die vedischen Wahrheiten erzählen) ist nachzulesen, dass der Weise Markandeya der Einzige auf Erden war, der dieses Mantra kannte. Er lehrte es Sati, eine der Töchter Daksha-Prajapatis (Schöpfergott Brahma), und er gab es auch weiter an dessen Schwiegersohn Chandra, den Mondgott. Dieser hatte nämlich den Zorn Dakshas auf sich gezogen und wurde von ihm verflucht, weil er eine bestimmte Tochter, Rohini, favorisierte – obwohl er doch mit allen siebenundzwanzig Töchtern Dakshas verheiratet war, die je einer der siebenundzwanzig Mondkonstellationen zugeordnet sind. Um sich vor dem Fluch zu schützen, nahm Chandra Zuflucht bei Lord Shiva und nutzte das Mrtyunjaya-Mantra. Shiva erlöste Chandra teilweise von dem Fluch und rettete ihn, indem Er ihn sich ins Haar steckte. Erhalten geblieben ist der Wechsel der Mondphasen: die helle zunehmende und die dunkle abnehmende Phase.
Chanten des Mantras in vedischer Tradition
Wie jedes vedische Mantra, wird auch dieses in drei verschiedenen Tonlagen rezitiert: udatta, anudatta und svarita. Anudatta (dargestellt durch den Unterstrich) bezieht sich auf den tiefen Ton, svarita (senkrechter Strich, oben) auf […]