Die Bedeutung des spirituellen Lehrers für eine wirksame Sadhana.
Ob grad‘, ob schief,
es ist doch alles relativ.
– Albert Einstein
Nachdem wir uns in den ersten Teilen dieser Serie mit den verschiedenen Aspekten der Sadhana, dem yogischen Lebensstil, den Merkmalen einer wirkungsvollen Praxis sowie den Risiken einer unkorrekt ausgeübten Sadhana beschäftigt haben, geht es nun um das viel umstrittene Thema des spirituellen Lehrers. Brauchen wir wirklich einen Lehrer oder gar einen Guru, um Yoga und Meditation zu praktizieren? Können wir das nicht alleine lernen, angeleitet von Büchern oder Online-Kursen? Ist die Guru-Schüler-Beziehung aus dem alten Indien heute überhaupt noch zeitgemäß? Wenn ja, wo finde ich einen geeigneten Guru? Und wie passt das alles zusammen mit den so genannten „erwachten“ Menschen wie Eckhart Tolle oder Byron Katie, die ganz plötzlich und scheinbar ohne jegliches äußere Zutun erleuchtet wurden? Mit all diesen Fragen werden wir uns heute beschäftigen.
Brauche ich einen Guru?
Generell ist es ja so, dass wir in eine Fahrschule gehen, wenn wir den Führerschein machen möchten, und in einen Sprachkurs, um eine Fremdsprache zu erlernen. Oder eben in eine Yogaschule, wenn wir mehr über Yoga erfahren wollen. Natürlich gibt es immer Ausnahmen, wie zum Beispiel Tony Crisp, einer meiner Lehrer, der Yoga in den 1970er Jahren mit Hilfe eines Buchs erlernte und dann selbst ein Buch darüber schrieb, weil es in seiner Gegend keine Yogakurse gab. Oder die afghanische Yogalehrerin Fakhria Momtaz, die Asanas aus sich heraus schon in frühester Kindheit übte. Bei den meisten von uns ist es jedoch so, dass wir am besten und am schnellsten lernen, wenn uns jemand zeigt, wie es geht, und uns auf Fehler aufmerksam macht. Ein erfahrener Lehrer sieht die Stärken und Schwächen eines Schülers oder einer Schülerin und kann ihn oder sie entsprechend fördern.
Dass wir erst mal einen Asana-Lehrer brauchen, um Körperübungen korrekt auszuüben, wird größtenteils akzeptiert. Kontroverser wird es schon beim Thema spiritueller Lehrer oder Guru, insbesondere in westlichen Ländern. Oft wird selbst in spirituellen Kreisen verkündet, dass wir keinen Guru brauchen, um uns spirituell zu entwickeln. Schließlich haben wir (idealerweise) einen gesunden Menschenverstand, eine […]