Heiliger Weihrauch, Gottes Tränen für unser Gebet.
Du trotzt allen Widrigkeiten,
gräbst tief deine Wurzel in trostlose Erde,
um uns zu beschenken, um uns zu segnen,
um uns zu reinigen und uns zu heilen.
Mögest du überdauern alle Zeiten!
Die Renaissance des Weihrauch
Es gibt ja bekanntlich keine Zufälle in dieser Welt und so ist es ganz sicher auch kein Zufall, dass das heilige Harz „Weihrauch“ wieder eine kleine Renaissance feiert. Bekannt ist das Harz der Boswellia-Bäume bereits seit Jahrtausenden, Handelsrouten wurden für den Transport von tausenden Tonnen des heiligen Harzes erschaffen und beinahe eine jede Kultur kennt und nutzt Weihrauch. Ob in der Bibel, im Koran oder Tanach, Weihrauch wurde überall als Räucherstoff verehrt. Ob in der traditionellen chinesischen Medizin, im Ayurveda oder sogar in der westlichen Medizin: Es ist kein Stoff in der Natur oder Chemie bekannt, der Entzündungen im Körper so wandelt, wie das heilige Harz der Boswellia-Bäume.
Warum feiert Weihrauch eine Renaissance und warum ist es kein Zufall?
Tatsächlich hatte das Interesse an Weihrauch im vergangenen Jahrhundert stark abgenommen. Zum einen lag es daran, dass das Interesse an traditioneller Pflanzenmedizin durch die Errungenschaften und Erfindungen moderner Medikamente beinahe verschwand und zum anderen hat sich auch unsere Verbindung zur Natur selbst und zu Gott durch die moderne Art des Lebens verändert. Doch seit wenigen Jahrzehnten können wir einen Wandel in der Gesellschaft erkennen, der sich wieder darauf beruft, dass wir Menschen Kinder Gottes sind. Viele Menschen wachen auf, wischen sich den Schlafsand aus den Augen und beginnen diese Welt mit anderen Augen zu betrachten. Viele Menschen auf der ganzen Welt erkennen die anderen als ihre Brüder und Schwestern an, achten und ehren die Natur und beginnen damit, sich nicht mehr nur als Körper zu betrachten. Zugegeben: Noch wirken die Energien des Kali Yuga in uns, doch der Wandel ist klar erkennbar.
Und so kann es kein Zufall sein, dass weltweit das Interesse an Weihrauch wieder steigt. Denn kaum ein Harz dieser Welt birgt solch segnende, öffnende und reinigende Kräfte wie der Weihrauch.
Was ist Weihrauch?
Mythen und Geschichten ranken sich um den Weihrauch, der einst mit Myrrhe und Gold dem Jesuskind gereicht wurde. Was alle Geschichten und Legenden vereint, ist die Verbindung des Weihrauchharzes mit dem Göttlichen. So soll Weihrauch laut einer Legende der Schweiß der Götter sein, eine andere Legende behauptet sogar, dass Weihrauch in Wirklichkeit Tränen unseres Schöpfergottes sind und uns Weihrauch dabei helfen soll, ihm wieder näher zu kommen.
Dabei gilt es etwas aufzupassen, denn im Laufe der Jahrtausende haben viele Räucherstoffe den Namen „Weihrauch“ erhalten. Denn Weihrauch bedeutet in unserer Sprache so viel wie „heiliger Rauch“ und dieser Begriff wurde für viele Räucherstoffe verwendet. Im Englischen ist es da einfacher, denn dort wird der echte Weihrauch, also das Harz der Boswellia-Bäume, Frankincense (aus dem lateinischen Francum Incensum) genannt, was übersetzt „der wahre/echte Räucherstoff“ bedeutet.
Was ist der echte Weihrauch?
Der echte Weihrauch ist ein Harz, das uns von den Boswellia-Bäumen geschenkt wird. Diese Bäume wachsen überwiegend in einem Gürtel, der sich vom Oman über Yemen, Somalia, Äthiopien bis hin an die Elfenbeinküste zieht und die ideale Bedingung für das Wachstum dieser heiligen Bäume mit sich bringt. Wie viele Weihrauchbäume es wirklich gibt, weiß niemand ganz genau, doch man schätzt, dass es zwischen 15-20 Arten in dieser Gattung gibt.
Die Weihrauchbäume stammen aus der Familie der Balsambaumgewächse und der Name der Familie beschreibt sehr gut, worum es geht: Wenn man die Rinde des Baumes entfernt, dann produziert der Weihrauchbaum ein Exsudat, um die Wunde wieder zu verschließen. Dieses Exsudat, das Harz, ist ein Gemisch aus Gummi, Harz (darin befinden sich die Säuren) und ätherischen Ölen. Man lässt das Harz etwas trocknen und sammelt es schließlich vom Baum.
Welche Wirkung hat Weihrauch beim Räuchern?
Wenn man Weihrauch räuchert, spürt man sofort, wie bedeutsam dieses Harz für unser Leben ist. Jeder Weihrauch riecht etwas anders, jeder Weihrauch hat eine leicht veränderte Wirkung. Doch was alle Weihrauchsorten vereint, ist der balsamische Duft beim Räuchern und die öffnenden und verbindenden Energien:
- Der grünliche Hojari-Weihrauch (botanisch: Boswellia sacra) aus dem Oman zum Beispiel hat ein sehr zitroniges Aroma mit einer deutlichen Minz-Note.
- Der Maydi Weihrauch (botanisch: Boswellia frereana) aus Somalia wiederum ist eher balsamisch mit einer deutlichen Kiefernote, auch hat er eine gewisse Süße und Schärfe, wenn man ihn räuchert.
- Der Royal Hojari Weihrauch aus dem Oman verbindet uns beim Räuchern mit unserer Seele und öffnet den Raum für die Spiritualität und Inspiration.
- Der Maydi Weihrauch aus Somalia wiederum verbindet mit der eigenen Energie im Körper, er wirkt ausgleichend, entspannend und auch stärkend.
Doch ganz egal, welchen Weihrauch man räuchert, man darf sich gewiss sein, dass der Körper, der Geist und die Seele eine Reinigung und eine Segnung erfahren.
Wie räuchert man Weihrauch?
Anleitung: Weihrauch räuchern mit Räucherkohle
- Ein Räuchergefäß aus Steinzeug
- Sand für die Räucherschale
- Räucherkohle, am besten eine Schnellzünderkohle
- Räucherzange und Löffel
- Weihrauch
Gib zuerst großzügig Räuchersand in deine Räucherschale/Räuchergefäß. Der Sand dient der Isolierung, denn eine Räucherkohle wird schnell ziemlich heiß. Entzünde die Räucherkohle am offenen Fenster und fernab von entzündlichen Stoffen. In der Räucherkohle befindet sich oft Kaliumnitrat oder andere Substanzen, die mit Sauerstoff reagieren und dafür sorgen, dass die Kohle schnell und gleichmäßig glüht. Du erkennst dies an den kleinen Funken, ähnlich wie bei einer Wunderkerze. Wenn die Kohle glüht und keine Funken mehr von sich gibt, leg sie in die Räucherschale mit Sand und wart noch ein paar Minuten, bis sich eine Ascheschicht auf der Kohle gebildet hat. Mörser den Weihrauch ein bisschen und lege ihn dann auf die glimmende Kohle. |
Anleitung: Weihrauch räuchern mit einem Weihrauchbrenner
Ein Weihrauchbrenner ist ähnlich wie ein Räuchergefäß mit Sieb. Der Unterschied ist nur, dass ein Weihrauchbrenner kein Sieb hat, sondern eine geschlossene Pfanne oder Schale, idealerweise aus Kupfer. Die Hitze kommt hier von einem Teelicht, dessen Flamme die Kupferpfanne erwärmt. Diese Art des Räucherns produziert beinahe keinen Rauch und ist ein besonderes Dufterlebnis.
Stell den Weihrauchbrenner dorthin ab, wo er sicher steht. Entzünd ein Teelicht und stell es unter die Pfanne des Gefäßes. Mörser den Weihrauch ein wenig und gebe davon circa einen halben Teelöffel in die Pfanne. |
Weihrauch – Dein Begleiter für die tägliche Meditation
Auch bei der Meditation und Kontemplation kannst du den Weihrauch einseten.
Nutz hierfür gerne das Räuchern mit der Räucherkohle. Entzünd die Kohle wie oben beschrieben und gib sie in ein geeignetes Gefäß aus Steinzeug. Wenn sich eine Ascheschicht gebildet hat, gib bitte noch etwas Sand auf die Kohle. Lege dann den Weihrauch darauf.
Probier gerne einmal aus, welcher Weihrauch für dich und deine Meditation infrage kommt:
- Wenn du meditierst, um deine Wahrnehmung zu schulen oder dich mit deiner Seele zu verbinden, dann nutz den grünlichen oder weißen Weihrauch aus dem Oman.
- Wenn du deine Gefühle in der Meditation erforschen möchtest oder dein Herz öffnen möchtest, dann räucher den Boswellia rivae Weihrauch aus Ogaden.
- Wenn du Vipassana praktizierst und in die Stille eintauchen möchtest, nutz den Boswellia carterii Weihrauch aus Somalia.
- Wenn es dir um Harmonisierung und Entspannung geht, dann nutz den Boswellia frereana-Weihrauch, der ebenfalls aus Somalia kommt.
- Wenn du primär meditierst, um dich zu erden und den Verstand zu beruhigen, kann ein Boswellia Neglecta-Weihrauch aus Kenia gut für dich sein.
Leg den Weihrauch auf die Kohle und riech am aufsteigenden Rauch. Wie riecht der Weihrauch? Wie wirkt er sich auf Körper, Geist und Seele aus? Gib etwas mehr Weihrauch auf die Kohle, so dass der Rauch dich und den Raum sanft umhüllt. Und dann beginn mit der Meditation.
Bedenke: Jeder Weihrauch ist einzigartig in seinem Duft und seiner Wirkung. Was alle Weihrauchsorten vereint, ist, dass sie uns verbinden, segnen und reinigen. |
Weiterlesen:
Weihrauch von Georg Huber erschienen 2018 im Ansata Verlag