Svadhishthana-Chakra: Der Sitz der Kundalini-Energie und seine Ambivalenzen – Einblicke in die Themen des zweiten Chakras und Yoga-Übungen, mit denen du dieses Energiezentrum in Balance bringen kannst.
Im ersten Teil der Chakra-Reihe habe ich die Grundlagen des Yoga-Energiekörpers und das erste Chakra (Muladhara) beschrieben. Von unserer Basis aus, dem ersten Chakra, unserer Heimat, Sicherheit und unserer Verbindung zur Erde, beginnen wir nun die Reise nach oben in Richtung siebtes Chakra. Wenn wir uns auf den Weg machen, müssen wir die scheinbare Sicherheit des ersten Chakra verlassen, und dazu gehören Mut, Bewegung und der Wunsch, eine neue Erfahrung zu machen. Das nennen wir im Yoga Tapas.
Das zweite Chakra repräsentiert die Entwicklungsphase des Menschen zwischen ca. sechs Monaten und zwei Jahren. In dieser Zeit beginnt sich der Säugling langsam von der Mutter zu lösen, möchte krabbeln und gehen lernen und seine Umwelt mit den Sinnesorganen erfahren. Das ist eine ambivalente Situation, denn er möchte einerseits die Sicherheit der Mutter gewährleistet wissen, und andererseits muss er sich auch von ihr lösen, um die nächsten wichtigen Entwicklungsschritte zu machen.
Die Erforschung der Welt in der Bewegung und mit den Sinnen ist ein Abenteuer, und es lauern Gefahren wie die heiße Herdplatte, der Sturz bei den ersten Gehversuchen und die Momente des Alleinseins. Das Kind erfährt zum ersten Mal die Polarität des Lebens und lernt, dass Sinneserfahrungen nicht immer nur angenehm sind. Immer wenn wir uns später als Erwachsene auf das zweite Chakra konzentrieren, begegnen wir dieser Ambivalenz wieder, und je nachdem, wie unsere Entwicklung in dieser wichtigen Phase der Kindheit verlaufen ist, werden wir mit verschiedenen Themen konfrontiert, die Svadhishthana betreffen.
Wir finden diese Ambivalenz auch in der Geschichte des Yoga gespiegelt: etwa in den unterschiedlichen Herangehensweisen an das Thema Sinnesorgane und Sinneserfahrungen in der Sankhya-Philosophie und im Tantra. Patanjali rät zum Zurückziehen der Sinne – nur dadurch, so meint er, könne der Yogi die höchsten Stufen der Erkenntnis erreichen.
Tantra hingegen lädt uns ein, die Sinneserfahrungen zu nutzen, um die kosmische Energie (Kundalini-Shakti) zu aktivieren. Über diese offensichtliche Diskrepanz im Yoga könnte man Bücher schreiben.
Das Svadhishthana-Chakra
Damit sind wir auch beim wichtigsten Yogathema von Svadhishthana: Energie, Prana, Kundalini oder Shakti. Diese Begriffe sind Synonyme und beschreiben die Konzentration der im Yoga entstehenden […]