Die bekannte Yogalehrerin und von Ayya Khema autorisierte Meditationslehrerin Ursula Lyon hat in diesem Körper bereits 95 Jahre Lebenserfahrung gesammelt. Wie sie damit auf die heutige Zeit mit ihren besonderen Schwierigkeiten blickt, fragte Anna Trökes sie im YOGA-AKTUELL-Interview.
Ursula Lyon, geboren 1928, ist als Yoga-, Meditations- und Schweigelehrerin seit Jahrzehnten für viele Vorbild und Inspiration. Anna Trökes traf die beliebte Lehrerin und Ausbilderin, die im Sampada-Yoga buddhistische Weisheit, Yoga und Meditation miteinander verbindet, in Wien und sprach mit ihr über aktuelle Herausforderungen und den Umgang damit.
INTERVIEW
YOGA AKTUELL: Wir haben gerade wieder sehr herausfordernde Zeiten, weil in den letzten Jahren so viel geschehen ist, was wir uns noch kurz davor nicht einmal im Traum hätten vorstellen können. Was empfiehlst du Menschen, die vor dir sitzen und sagen: „Ich komme damit nicht mehr klar. Ich schaff das nicht. Das ist mir alles zu viel!“
Ursula Lyon: Es ist ja tatsächlich viel, was man heute alles ertragen und auch umsetzen soll – für sich alleine und auch in der Gesellschaft. In solchen Zeiten ist es wichtig, dass man sich auf sich selbst zurückzieht, denn es wird ja aktuell vor allem immer davon gesprochen, was noch alles auf uns zukommen wird – und das ist Zukunft. Deswegen sollte man sich immer wieder darauf besinnen, wie es um einen im Moment bestellt ist.
Man sollte sich dessen sowohl in körperlicher als auch in emotionaler Hinsicht bewusst werden. Man sollte sich vor allem bewusst werden, welche Gedanken man im Moment hat. Das hilft, dass man wieder zu sich kommt und seine Energien wieder zu sich zurückholt, denn es bewirkt, dass man seine Energien nicht mehr an Gedanken an eine Zukunft verschwendet, von der wir ja nie wissen können, wie sie sein wird.
Es wird uns gerade sehr viel Besorgniserregendes vorausgesagt. Wir sollten aber bedenken, dass diejenigen, die diese Voraussagen machen, auch nicht wissen, was die Zukunft bringt. Sie können es nicht wissen. So war zum Beispiel der Erreger, der die Pandemie verursacht hat, für uns alle neu und in seinen Wirkweisen unbekannt. Insofern muss man sagen, dass es sich eigentlich bei solchen Voraussagen immer nur um Versuche handeln kann.
Deswegen sollte man bei sich bleiben und sich bewusst machen: Wie geht es mir denn […]