Dieser wunderschöne Gott gilt als eine der zahlreichen Inkarnationen Vishnus. Als Gott der Heilung und der Ärzte spielt Dhanvantari eine herausragende Rolle im Ayurveda. Er wird sogar als Begründer des Ayurveda betrachtet. Aus diesem Grund wird Dhanvantari gerne vor Heilbehandlungen oder Massagen angerufen, um so seinen Segen zu erlangen.
Die Entstehung Dhanvantaris
Vor langer, langer Zeit teilten die Engelsgötter, die Devas, und die Dämonen, die Asuras, einen gemeinsamen Wunsch: Sie wollten die Unsterblichkeit erlangen. Der Göttervater Brahma hatte Erbarmen mit ihnen, stellte sie aber vor eine in seinen Augen unlösbare Aufgabe. Wer es schaffen würde, aus dem Urmeer des Ozeans Butter zu schlagen, dem würde er ein Elixier schenken, welches die unendliche Lebenskraft enthalten würde.
Der Wunsch der Devas und Asuras nach Unsterblichkeit war so groß, dass sie ausnahmsweise zusammenarbeiteten. Sie verbanden die helle Sattva-Energie der Engelsgötter mit der dunklen, schweren Energie der Asuras. Darüber hinaus mischten sie noch die leidenschaftliche Rajas-Energie dazu. Sie beratschlagten, wie sie am besten ans Ziel gelangen könnten, und holten sich extra noch Hilfe vom Berg Meru und der Schlangengöttin. Diese wickelten die Suchenden um den Berg, und es zogen mal die Devas am Schwanz und mal die Asuras am Kopf. Auf diese Weise erschufen sie den ersten Quirl und rührten so lange mit all ihrer Kraft im Ozean der Unsterblichkeit, bis die ersten Sahnewellen sich am Ufer des Urmeeres zeigten. Danach begann ein tosendes Naturschauspiel: Zu hören war grollender Donner, gefolgt von Lichtblitzen und imposanten Regenbögen. Im Anschluss daran ertönte eine zärtlich klingende Melodie, und aus dem Urmeer entstieg, umwogen vom Milchschaum, ein wunderschönes, überirdisch leuchtendes Wesen. In eine seiner vier Hände hielt es eine goldene Schale. Darin befand sich der heilige Nektar, den sich die Devas und Asuras so sehnlich gewünscht hatten: die Essenz des ewigen Lebens, Amrta.
Anstatt sich gemeinsam über den Nektar zu freuen, gab es Streitereien: Die Dämonen wollten das Elixier für sich allein haben und stahlen es. Die Devas überlegten sich einen Plan, wie sie den Trunk zurückbekommen würden. Einer der Devas, Vishnu, erschien als verführerische, wunderschöne Mohini und gelobte, das Getränk gerecht zwischen allen aufzuteilen. Die Dämonen waren so fasziniert von Mohini, dass sie ihr vertrauten und ihr das Getränk zurückgaben.
Allerdings gab es einen Haken: Der Trunk reichte nicht aus, um alle Devas damit zu nähren. Sie erhielten lediglich einen Tropfen, und für die Dämonen blieb nichts übrig. Nur die beiden Dämonen Rahu und Ketu hatten davon erfahren und sich als Devas verkleidet und so unter die Engelsgötter gemischt. Als die Devas die beiden bemerkten, wurde ihnen die Köpfe abgeschlagen. Da sie den Saft der Unsterblichkeit bereits getrunken hatten, mussten sie auf diese Weise weiterleben.
Dhanvantari selbst mischte sich nicht in die Auseinandersetzung ein. Er wollte allen Wesen Glückseligkeit bringen. Deshalb gilt er seitdem als Glücksbringer des langen Lebens. Als Gott des Heilens führte er die wichtigsten Vaidyas in die Heilkunst des Ayurveda ein. Nachdem er zahlreichen Schülern sein Wissen weitergegeben hatte, rief man ihn wieder in den Götterhimmel zurück. Von dort aus beobachtet er voller Liebe für die Menschen und die Natur das Leben auf der Erde. Wer sich ihm anvertraut und ihn um Hilfe bittet, enthält die entsprechende Unterstützung. Er schickt Inspirationen und hilft, wo immer er kann, das Wissen um das lange Leben in die Welt zu bringen.
Dhanvantari: Schutzgott des Ayurveda und der ÄrzteQualitäten: rein, schützend, heilend |
Quelle: Usha Lad / Vasant Lad. Das Kochbuch des Ayurveda. Selbstheilung durch die ayurvedische Küche. Narayana Verlag. 2017