Gedanken über spirituelle und alltägliche Prioritäten.
Ich suche nicht – ich finde: Suchen ist, wenn man von alten Dingen ausgeht, und im Neuen das bereits Bekannte wiederfindet. Finden ist etwas völlig Neues, neu auch in der Bewegung. Alle Wege sind offen, und was gefunden wird, ist unbekannt. Es ist ein Wagnis, ein heiliges Abenteuer. Die Ungewissheit solcher Wagnisse können nur jene auf sich nehmen, die sich im Ungeborgenen geborgen wissen, die in der Führerlosigkeit geführt werden, die sich im Dunkeln einem unsichtbaren Stern überlassen, die sich vom Ziel ziehen lassen und nicht – menschlich beschränkt und eingeengt – das Ziel bestimmen.
Pablo Picasso
Mittlerweile bin ich in meinem fünfundfünfzigsten Lebensjahr auf diesem Planeten angekommen. Und wenn ich so zurückblicke, dann bin ich bis hierher ganz gut über die Runden und durch die Tage und Jahrzehnte gekommen. Schaue ich jedoch aus einer gewissen Distanz auf meinen gegenwärtigen Lebensabschnitt, dann scheint sich die Zeit mit jedem Lebensjahr eine Spur schneller zu drehen. Im Handumdrehen wird der Blick in die Zukunft zu einem Rückblick in die Vergangenheit. Dabei drängt sich die Frage auf: Was mache ich mit der restlichen Zeit, die mir hier auf Erden noch geschenkt wird?
Gegenwärtige Vergänglichkeit
Vielleicht hat diese Geschwindigkeitsempfindung mit dem Altern generell und mit den immer flinkeren Technologien und Medien zu tun. Zusätzlich mag es an dem neuen Luftzeitalter liegen, in dem die Qualitäten von Vata (Windelement) und Rajas (Unruhe) Hochkonjunktur haben. Tatsächlich kommt mir das Dasein fragiler und vergänglicher vor. Das wird mir auch durch einige natürliche Zeichen des Lebensherbstes vor Augen geführt: Die Haare ergrauen, die Lachfalten werden mehr, und manch körperliche Höchstleistung ist beim besten Willen nicht mehr möglich. Denn mit Sicherheit habe ich schon die Hälfte meines Lebens gelebt, und stündlich rinnt die Lebenssanduhr immer nur in die untere Richtung weiter.
Beunruhigender Blick in die Welt
Allerdings kommt in letzter Zeit etwas dazu, was ich bisher in meinem Leben in einem derartigen Ausmaß nicht beobachten konnte: Mit Bedauern sehe ich in meinem Umfeld, wie nicht nur Unwohlsein, sondern auch schwere Krankheiten bis hin zu unerwarteten Todesfällen zunehmen. Dass ich dies nicht […]