Wer waren die Frauen in der Geschichte des Yoga? Frauen haben nicht erst im 20. Jahrhundert begonnen, Yoga zu praktizieren. Bisher ist sehr wenig über die Yoginis, Asketinnen und weisen Frauen des antiken Indien geforscht und veröffentlicht worden. Texte über Yoga wurden überwiegend von Männern für Männer geschrieben.
In diesem Artikel wird das Portrait von Gargi Vachaknavi nachgezeichnet, die eine unserer Ahninnen im Yoga war. Vor langer Zeit. In einer Zeit, in der Frauen in Indien großer Respekt entgegengebracht wurde und es ihnen offenstand, eine Brahmavadini1 zu werden, die heiligen Schriften zu studieren und den Weg der Selbstverwirklichung zu gehen. In einer Zeit, aus der überlieferte Mythen, mündliche Traditionen, geschriebene Texte, Tempel und Bilder nur Anhaltspunkte für die Spurensuche bieten.
Wir blicken zurück in die Zeit der Upanishaden, ungefähr von 800 vor bis 200 nach Chr. Die Upanishaden wurden den vier Veden, den heiligen Texten, angegliedert. Es sind philosophische Texte, die sich mit essenziellen Fragen der Menschen beschäftigen. Upanishad bedeutet „zu Füßen sitzen“, da es sich um Gespräche handelt, bei denen die Lernenden bei den Lehrenden saßen, meistens draußen im Schatten eines Baumes. Die Upanishaden gehören zum Vedanta, dem „Ende der Veden“ (auch: „Essenz der Veden“). Die Zeit der frühen Upanishaden war eine sehr kreative Ära neuer geistiger Strömungen: Buddhismus, Jainismus, neue Konzepte im vedischen Kontext wie Brahman und Atman, Brahmanismus und asketische Bewegungen kamen auf.
Gargi tritt in der dreiteiligen Brhadaranyaka-Upanishad in Erscheinung, die zu den frühen Upanishaden gehört. Im ersten Teil2 findet sich ein sehr bekanntes Mantra: „Oṃ asato mā sad gamaya tamaso mā jyotir gamaya mṛtyor māmṛtaṃ gamaya oṃ shānti shānti shāntih“ – „Om, vom Unwahren führe mich zum Wahren, aus dem Dunklen führe mich zum Licht, aus dem Tod führe mich in die Unsterblichkeit. Om, Friede, Friede, Friede.“
Gargi im Dialog mit Yajnavalkya
Hier zeichnen sich schon die Themen ab, um die es geht: die Erschaffung der Welt, das Wissen, die Wahrheit, das Höchste Selbst, Unsterblichkeit. Eine zentrale Person in dieser Upanishad ist der Weise Yajnavalkya. Er war berühmt für sein tiefes Wissen und Verständnis der Veden.
Die Geschichte Gargis beginnt im dritten Teil der Brhadaranyaka-Upanishad. Schauplatz ist der Hof von König Janaka von Videha. Er ist selbst auf der spirituellen Suche, und an seinem […]