Diese wunderschöne Göttin, Tochter des Gottes Shiva und der Göttin Durga, ist besonders beliebt bei Musikern, Künstlerinnen und Intellektuellen. Sie schenkt kreativen Menschen gleichermaßen Inspiration und Weisheit. Wie alle anderen Gottheiten so trägt auch sie unterschiedlichste Namen und besitzt verschiedene Eigenschaften, die sie von den anderen Gottheiten unterscheidet.
Sarasvati in der indischen Mythologie
Obwohl ihr Ursprung so weit zurückgeht, hat sie an Ansehen nicht verloren und wird auch heute noch vielerorts sehr verehrt. Sarasvati ist die Shakti von Brahma, seine weibliche Kraft. Ohne sie ist keine Schöpfung möglich. In den Puranas hingegen spricht man von ihr als die Gattin Vishnus.
In der indischen Mythologie bildet diese schöne und sehr temperamentvolle Göttin eine Trimurti zusammen mit Lakshmi und Parvati. Ihr Name wird mit „die Wasserreiche“ oder „die Fließende“ übersetzt. Zu vedischen Zeiten wurde sie auch als Flussgöttin verehrt.
Es besteht eine enge Verbindung zwischen ihr und dem mythischen Fluss Sarasvati, der im indischen Epos Mahabharata genannt wird. Dort wird sie als seine Personifizierung beschrieben: Als Fluss, der im Himmel seine Quelle hat und als unendlicher Fluss des Wissens verehrt wurde. Symbolisch gemeint ist damit der nie versiegende Strom der Fruchtbarkeit und Kreativität, aus dem Künstler schöpfen.
Sarasvati ist die Göttin der Sprache
Intellektuelle fühlen sich ebenfalls hingezogen zu dieser Göttin und opfern ihr gerne Honig, der die Fülle des Lebens repräsentiert. Der Vasant Panchami ist ein Feiertag, der ihr zu Ehren im Frühjahr gefeiert wird. Als Göttin der Rede ist sie unter dem Namen Vach, Vagdevi oder Vagishvari bekannt und genießt auch hier großes Ansehen, weil sie die Sprache Sanskrit erfunden hat.
Die besonderen Kennzeichen von Sarasvati
Wie alle anderen Gottheiten, so zeichnet sich auch diese Göttin durch besondere Merkmale aus. Sie ist eine hellhäutige, temperamentvolle Schönheit, die in einem weißen Sari dargestellt wird. Sie sitzt inmitten eines heiligen Sees, der den Ursprung der Schöpfung auf einem weißen Lotos, der als Sitz der Gottheiten angesehen wird, darstellt.
Ihre weiße Kleidung symbolisiert ihre Reinheit, Schönheit und Gnade. Ihr Reittier, eine weiße Gans oder ein weißer Schwan, unterstreicht diese Eigenschaften. Der Schwan symbolisiert zusätzlich auch Ausdauer und Urteilsfähigkeit. In ihren vier Armen, die für verschiedene Aspekte des menschlichen Lernens und Wissens stehen, trägt sie verschiedene Gegenstände. Jeder von ihnen symbolisiert einen besonderen Aspekt: Ego, Geist, Intellekt und konditioniertes Bewusstsein.
Je nach Darstellung hat sie unterschiedliche Gegenstände in ihren Händen. Dazu zählen eine Perlenkette, eine Seemuschel, eine Sanduhr, Lotosblüten und ein Wasserkrug. Die Kette deutet auf den Lauf der Dinge, den ewigen Kreislauf, hin. Die Seemuschel ist ein Hinweis auf die Weiblichkeit und die anderen Accessoires werden gerne als Gegenwart der göttlichen Präsenz gedeutet. So wie bei anderen Gottheiten können aber auch hier die Symbole und Zutaten variieren. Sie wird auch immer mit einem Buch dargestellt, was für die Veden, die Heiligen Schriften, steht. Sie sind ebenfalls Zeichen der Weisheit und des immerwährenden Wissens, welches mit den Veden in Zusammenhang gebracht wird. Ein immerwährendes Motiv für die Göttin der Künste ist die Vina. Dabei handelt es sich um eine Art indischer Laute, die als edelstes aller Saiteninstrumente angesehen wird. Sie gilt als Symbol für die Bhakti, jene göttliche Liebe, die aus dem Herzen strömt.
Sarasvati als deine persönliche Göttin der Inspiration
Diese wunderschöne Göttin kann dich darin unterstützen, die Künstlerin oder den Künstler in dir zu wecken. Sie kann dich darin unterstützen, deinen ganz eigenen, göttlichen Ausdruck zu finden. Jeder Mensch ist einzigartig und hat seine ganz eigene Kreativität, die ausgedrückt werden möchte. Was genau dein Ausdruck ist, kannst du herausfinden, indem du dich spielerisch wie ein Kind der Musik, Bild und Wort hingibst. Besonders in schwierigen Zeiten kann uns Sarasvati enorm darin unterstützen, mit der eigenen Kreativität im Fluss zu bleiben.
Meditation mit Sarasvati
Komm in eine aufrechte und bequeme Haltung. Lass dir Zeit, an diesem Ort anzukommen. Stell dir dann vor, dass die Göttin Sarasvati in einem weißen Licht über deinem Kopf ist. Sie spielt sanft auf ihrer Vina nur für dich. Nach und nach fließt weißes Licht süß wie Honig durch dein Kronenchakra in deinen Kopf und weiter in dein Herz und berührt dich. Dieses Licht weitet sich immer mehr aus und verbindet so Verstand und Herz. Stell dir vor, wie du immer mehr von diesem weißen Licht erfüllt wird. Wenn du das Gefühl hast, dass es dein Herz erfüllt, dann stell dir vor, wie dieses weiße Licht von deinem Herzen aus in die Herzen all jener Menschen strömt, die traurig oder deprimiert sind. Lass das Licht, lass deine Liebe fließen.
Achte auf deine Sprache
Sarasvati gilt als Göttin der Sprache. Wir wissen, dass Sprache verletzen, aber auch heilen kann. Sei deshalb besonders achtsam, wenn du über andere Menschen sprichst. Nutz die Sprache als etwas, was dich selbst und andere heilen kann. Auch wenn du über dich selbst sprichst: Achte darauf, dass du nicht zu hart mit dem Urteil über dich selbst bist. Sei sanft und gnädig, mitfühlend und voller Liebe.
Sarasvati – Göttin der Weisheit und künstlerischen KreativitätQualitäten: Inspiration, Kreativität, Schönheit, Wissen, Weisheit, Sprachgefühl. |
Quellen:
Govinda, Kalashatra: Shiva Shiva. Das Geheimnis der indischen Götter – Mythen, Meditationen, Rituale. Kailash Verlag, 2014
Jansen, Eva Rudy: Die Bildersprache des Hinduismus. Göttinnen und Götter, Erscheinungsformen und Bedeutungen. Haarlem/Holland: Binkey Kok Publications, 2009.
Meisig, Konrad: Shivas Tanz. Der Hinduismus. Freiburg i. Br.: Herder, 2003.
Michaels, Axel: Der Hinduismus. Geschichte und Gegenwart. München, C. H. Beck, 2012.